Soviel wie in den nächsten vier Wochen wird nie mehr diskutiert und alle wissen alles besser ‒ es ist Fussball-Weltmeisterschaft.
Es sei gleich unmissverständlich festgehalten, dass während jedem Spiel frau und mann genau weiss, warum dieser Pass falsch gespielt wurde, der Schiedsrichter sowieso alles andere als unparteiisch ist und der Trainer eh alles falsch gemacht hat ‒ bis auf den Moment, in der die von ihnen geliebte Mannschaft mit allen Tricks doch noch gesiegt hat. Das einzig Wahre an diesen Spielen ist, aus unfachmännischer Sicht beurteilt, nur die Tatsache, dass der Ball immer noch rund ist. Die Fachdiskussionen in den Strassen und Bistros und in den Stadien waren schon immer allgegenwärtig. Doch daneben hat sich der Fussball, der als das Schönste auf der Welt angepriesen wird, längst eine überaus widerwärtige Seite entwickelt. Die Korruption ist der Wegbegleiter des Fussballverbandes. Die Spieler lassen sich als Marionetten nutzen und als materiellen kostbaren Wert hin und her schieben und dabei lassen sie sich beklatschen und zehntausende von fussballbegeisterten Menschen auf der ganzen Welt leisten ihren materiellen Obulus, damit einige wenige noch mehr Geld herumschieben können. Es sollen knapp 10 Prozent sein, die vom Fussballgeschäft wirklich profitieren und 90 Prozent übernehmen dafür mit allen Einbussen die finanziellen Lasten. Ja, und da wären noch die Staatshäupter, die ihre Länder herumdirigieren und ausnutzen und sich mit den Fussballweltmeisterschaften versuchen, möglichst viel Anerkennung und Lob zu holen. Es spielt keine Rolle ob jetzt in Russland oder 2026 in den USA. Beide Länder können ein aufgemöbeltes Image gut gebrauchen und Fifa-Präsident Gianni Infantino das Geld.
Man soll aber doch das Positive sehen und das kann man in der NZZ nachlesen. Da ist die Geschichte vom Fussballfan Sigi mit seiner Trompete. So verpasste er in Brasilien die zweite Halbzeit wegen seiner Trompete, weil er von der Polizei abgeführt wurde. Nun hat er aus Russland die offizielle Erlaubnis erhalten, die Schweizer Nati mit seiner Trompete in Russland zu unterstützen. Dies wohl sicher nach der Devise, dieser mache ja mit seiner Trompete keinen politischen Lärm.
Die Schweizer Fussballfans seien noch daran erinnert, dass der Schweizer Sportminister Guy Parmelin den Tag jeweils nach den Schweizerspielen nicht als arbeitsfrei erklärt hat ‒ weder als Trauertag, wenn die Schweiz verliert, noch als Freudentag, wenn sie denn auf wundersame Weise siegen sollte.
Richard Wurz
freiamtplus
17. Juni 2018
Bild: zVg