Die einen brauchen den Blick auf das Meer, anderen genügt der Fluss, um da zu sein und gleichzeitig abwesend.
Die vergangene Zeit hat vieles in Fluss gebracht und gleichzeitig wie eine Staumauer vieles zum Stillstand gebracht. Der einzige, der diese Zeit mit Gelassenheit nahm, war der Fluss, liess er doch den Menschen in Ruhe sich an seinen Ufern niederlassen und hörte seinen Geschichten und Gedanken zu, nahm sie mit auf seine lange Reise. Natürlich ist er erschrocken, als plötzlich die Ufer wieder überlaufen, die sich ansammelnden Leute immer lauter und unverschämter wurden. Dies war kein adäquater Umgang mit ihm und seinen Ufern und er schämte sich fast ein Fluss zu sein. Er war es, der so vielen Leute ermöglichte in einem Übermass an Unvorsichtigkeit und Übermut seinen Weg als Bootsstrasse zu nutzen. Die Bevölkerung hat wieder die Flusslandschaften in ihren Besitz genommen und die zugunsten ihrer Gesundheit verordnete Behutsamkeit und Ruhe achtlos auf die Seite gelegt.
Die ruhigen Zwiegespräche mit dem Fluss müssen wieder erkämpft werden, dabei war es doch gerade die Ruhe an seinem Ufer, wo man die Gedanken fliessen lassen konnte, in Erinnerungen versinken und zwischendurch das Ende des Flusses zu sehen und zu spüren, wenn er denn in das grosse Meer fliesst. Das liebevolle an ihm war, dass das Tragen einer Maske nie zur Sprache kam, so dass ich es ausprobierte, ein Gespräch mit Maske. Er liess sich nichts anmerken und lächelte weiter, obwohl er nie wusste, ob ich nun lächelte oder ein mürrisches Gesicht machte. Nur beim Abschied schlug er jeweils Wellen, bis ich meine Maske abzog und wir ein Lächeln austauschen konnten. Auf dem Weg ins maskenpflichtige Konzert begann ich mich zu freuen auf die Musik und die Begegnungen vor und nach dem Konzert.
Richard Wurz
24. August 2020
Bild: Richard Wurz