Es war schon immer von Bedeutung ‒ Name und Herkunft.
Schon in frühester Jugend- und Drangzeit musste ich feststellen, dass der Familienname respektive sein Ursprung und die damit verbundenen familiären Beziehungen ein wichtiger Faktor im privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Weiterkommen sein konnte. Es wäre mir aber nie in den Sinn gekommen, aus wirtschaftlichen Überlegungen meinen Familiennamen zu ändern, obwohl seine Herkunft aus dem italienisch-österreichischen Tirol stammt. Ich lernte umzugehen und zu leben damit, dass es je nach Ausgangslage die Familienclans waren und sind, die bestimmen, oder das Vitamin B, das es zu nutzen galt. Inzwischen ist man bestens vernetzt und gibt und nimmt, unabhängig des Familiennamens.
Nun hat sich aber die Gesellschaft alleine in der Vielfalt der Namensgebungen stark verändert ‒ vorbei mit Müller, Meier, Huber, Hunziker usw. Es sind viele fremdländische Namen hinzugekommen, deren Aussprache man erst erlernen muss, dafür wieder neue Menschen und Kulturen kennenlernt. Und da und dort haben diese Namen einen schalen Nachgeschmack, weil man immer wieder dazu neigt, sie in Zusammenhang mit unsauberen Geschichten in Verbindung zu bringen. Das schürt Vorurteile und Verallgemeinerungen, denen man versucht entgegen zu treten.
Jetzt soll aber die Swiss Life, wie die SonntagsZeitung aufgrund gründlicher Recherchen und klarer Stellungnahme der Firma, sich die Auswirkungen des eigenen Namens rein wirtschaftlich überlegt haben. So soll sie ihren Angestellten im telefonischen Kundendienst anraten sich einen gängigen Schweizernamen als Pseudonym zuzulegen. Das fördere die Abschlussquote ‒ sprich erleichtere das Geschäft.
Mit Verlaub könnte man das als eine diskriminierende Handlung bezeichnen, denn man nimmt dem Einzelnen seine Identität, soll er doch im beruflichen Bereich seine Herkunft hinter die Gewinnmaximierung stellen. Und gleichzeitig signalisiert man, dass ein fremdländischer Name betriebswirtschaftlich schlechthin minderwertig ist. Daraus muss man wohl den Schluss ziehen, dass eigentlich qualifizierte MitarbeiterInnen erst mit dem richtigen Namen die geforderte Leistung erbringen können.
Wie auch immer, ich finde es beschämend, dass ein solches Vorgehen in Wirtschaftskreisen geduldet, und in einer selbstherrlichen Art auch weiterhin umgesetzt wird. Es spricht nicht gerade für die Leistungsfähigkeit einzelner Wirtschaftskreise, wenn sie einen Teil ihres Geschäftserfolges auf eine falsche Namensgebung gegenüber ihrer Kundschaft abstützen müssen. Rassismus und Diskriminierung gehört auch in unserer Gesellschaft längst zum Alltag. Nur sollte man erwarten können, dass seitens der Politik und der Wirtschaft mehr dagegen unternommen wird. Jeder Mensch hat sowohl im privaten wie beruflichen Leben ein Anrecht auf seine Identität unabhängig seiner Herkunft ‒ und dazu gehört auch der eigene Name.
Richard Wurz
28. Juni 2017
Bilder: zVg