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Advent – Zeit haben


home zeit habenHaben Sie Zeit? Nur ganz kurz, es dauert nicht lange. Was für eine Frage in der Adventszeit! Ich sage ja, selbstverständlich habe ich Zeit. Oder doch nein, natürlich habe ich keine Zeit, ich habe noch so viel zu tun. Wird mir jetzt die Zeit gestohlen, die ich doch brauche, um noch dies und jenes zu erledigen? Oder ziehe ich einen Nutzen, indem ich mir die Zeit für ein Gespräch nehme? Und woher nehme ich überhaupt Zeit? Gibt es da einen mir bisher nicht bekannten Topf, aus dem ich sie schöpfen kann? Oder nehme ich jemandem etwas weg? Ist es nicht viel eher so, dass ich mir für das Gespräch die Zeit gebe? Zeit, die notwendig ist, mich mit dem Gegenüber und seinem oder ihrem Anliegen zu beschäftigen. Das ist ein schöner Gedanke: Ich gebe mir Zeit, aus freien Stücken und weil es mir wichtig ist.

Die Adventszeit ist in meiner Erinnerung eine Zeit der langen Tage, des schier endlosen Wartens auf Weihnachten. Die Tage wurden kürzer, schon früh mussten wir zuhause sein, und nach dem Abendessen durften wir nicht mehr nach draussen, weil es schon dunkel war. So blieb viel Zeit, dass wir uns in den eigenen vier Wänden aufhielten, uns ausführlich den Interessen widmen konnten, die so lange liegen geblieben waren: Lesen, Basteln oder Spiele machen, alleine, zu zweit oder mit der ganzen Familie. Als Kind kam mir diese Adventszeit unendlich lange vor. Das hat sich geändert. Kaum ist sie da, sind die Tage (und auch die Abende) ausgefüllt mit Dingen, die dringend noch erledigt werden müssen, Kontakten, die noch gepflegt werden wollen. Und nach intensiven Tagen und Wochen wundert man sich, wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Und schon bereitet man sich auf den nächsten wichtigen Anlass, den Jahreswechsel, vor.

Zeit ist endlich, welch einfache Wahrheit. Weil dem unwidersprochen so ist, sollten wir mit der Zeit sorgsam umgehen, auch und vor allem im Advent. Wir können den anderen Menschen viele Dinge schenken, die Zeit ist dabei eines der wichtigsten und schönsten. Sie kann nicht eingekauft und mit einer Masche versehen überreicht werden. Sie wird nicht genommen, sondern gegeben. Und sie gehört zum Advent, dem Abschnitt im Jahr, in dem man Zeit haben soll. Hoffentlich gelingt es mir in diesem Jahr, diese Absicht umzusetzen.

Guido Wirth
Gesamtschulleiter, Bremgarten
7. Dezember 2019
Bild: zVg

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