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Ein bisschen Verständnis, bitte


home adv richard fruehaufstehenMan muss ja nicht gerade ein Frühaufsteher sein, um nicht als Morgenmuffel taxiert zu werden. Aber das mit dem Frühaufstehen wird einem ja schon als Kind antrainiert. Man predigte von der Disziplin, die man haben muss, um im Leben bestehen zu können, und diese beginne eben mit dem rechtzeitigen Aufstehen. Allerdings nicht frei gewählt, sondern von aussen bestimmt. Da war einmal der Schulbeginn, der das Aufstehen zeitlich bestimmte, später kam dazu noch Holz hinauf in die Wohnung tragen, vor Schulbeginn, und natürlich die Verpflichtungen als Ministrant, manchmal schon um sechs Uhr in der Früh in der Kirche sein zu müssen. Diese Disziplinschulung ging so weit, dass man abends zeitlich fast unbeschränkt in den Ausgang gehen konnte, sofern man am nächsten Morgen rechtzeitig auf der Matte stand, wenn auch in einer etwas verschlafenen Stimmung. Vom späteren Berufsleben sei hier gar nicht die Rede, denn man hatte, in welcher Verfassung auch immer, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, das Frühaufstehen war inbegriffen.

Nun ist man inzwischen ein bisschen älter geworden und glaubt das Thema sei vom Tisch. Weit gefehlt. Natürlich nimmt man wohltuende Einladungen gerne wahr, hält gerade in diesen festlichen und ruhigen Tagen vereinbarte Termine und Abmachungen ein, wenn auch mit dem Wunsch nicht vor zehn Uhr morgens. Damit versucht man bescheiden den Anspruch zu äussern, dass man ganz gerne morgens ohne Zwang erwachen möchte, wenn es auch mal erst um 9 Uhr ist.Und dies auch, wenn noch nicht alle Geschenke eingekauft, der Christbaum noch geschmückt ist und noch viele bedeutende Kleinigkeiten erledigt werden müssen.

Das stösst aber nicht auf grosses Verständnis, sondern löst Fragen aus nach dem eigenen gesundheitlichen Befinden wie Schlafstörungen, dem vielleicht nicht ordentlich geführten Alters-Alltag und ob denn das Essen gesund und dem Alter entsprechend sei.

Dabei nimmt man gerade in dieser besinnlichen Zeit nur ernst, dass Loslassen können gerade im Alter sehr wichtig sei. Und irgendwo muss ja damit beginnen ‒ also warum nicht mit dem Frühaufstehen.

Richard Wurz
20. Dezember 2019
Bild: zVg

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