Der alte Spruch «Wer A sagt, muss B sagen» wird vielfach falsch verstanden oder gar missbraucht.
Natürlich wäre es jetzt das Einfachste, Sie liebe LeserInnen die zu Jahresbeginn schon fast dämliche Frage zu stellen: «Welche Vorsätze haben Sie gefasst?» Das lasse ich gerne bleiben, wobei hier ja schon bereits der Spruch «Wer A sagt, muss auch B sagen» zum Tragen käme. Bei den Vorsätzen ist es allerdings ein bisschen einfacher. Obwohl man im Moment der Festlegung eines Vorsatzes A sagt und weiss wo B liegen wird, nehmen wir mit Recht in Anspruch, dass es im Laufe des Jahres mit dem Vorsatz in der Umsetzung nicht nicht vollumfänglich klappen muss. Viele von diesen Vorsätzen werden ja auch im stillen Kämmerlein gemacht, so dass das Umfeld sozusagen keine Kenntnis davon hat und man das Ganze so mit sich selbst klären kann.
Schwieriger wird es, wenn «A auch B» ins Feld geführt wird, auf dass es alle hören können. Allerdings gibt es auch da die selbstverständlichsten Erklärungen dafür, dass man wohl A gesagt hat, das B als Ziel im Auge hatte, aber es mit dem A-Entscheid nicht erreichen kann. Ein Beispiel, bitte: Ein Klubpräsident erklärt am Sonntag, dass mit dem jetzigen Trainer man das A richtig gesetzt habe im Wissen B zu erreichen. Gleich am Montag nach dieser Erklärung stellt der Klub den neuen Trainer vor, weil man mit dem bisherigen A das B nicht erreicht, aber das B ist wichtiger, als das getroffene A. Das ist auch in der Politik so, denn solange das gewählte A hilft B zu erreichen, sind auftretende Unpässlichkeiten im Benehmen von A gebilligt, solange sie nicht öffentlich werden. Im privaten Bereich unserer Gesellschaft spielt sich das aber mit diesem fest verankerten Spruch nicht viel anders ab.
Vielfach wird ja «Wer A sagt, muss auch B sagen» mit massivstem Druck erweitert und es heisst dann schnell «Durchhalten ist alles». Natürlich fällt es einem schwer einzugestehen, dass man vieles im Laufe des Lebens, das man als definitives B markiert hat, abschminken muss, weil die Entwicklung anders verläuft. Aber mit Verlaub sei die Frage eingefügt, wer will denn schon nach einem spannenden Leben einfach gut behütet darauf warten wollen, bis B dann endlich einmal eintrifft. Nein, gelenkt und programmiert kann vieles nicht, daher sollte es doch erlaubt sein, zwischen dem einst markierten A auf dem Weg zum B Schwenker zu machen, Veränderungen herbeizuführen, das B nach tiefem Nachdenken neu formulieren und gestalten ‒ einfach immer wieder den inneren Frieden finden.
Richard Wurz
13. Januar 2018
Bild: Bettina Leemann