Einzelne PolitikerInnen bestimmen nun selbst, wohin sie ihre Kirchensteuer senden, denn in der Kirche wollen sie verbleiben.
Eigentlich ist man sich gewohnt, dass sich die Obrigkeiten der katholischen Kirche in Bezug auf ihre Widersprüchlichkeiten und Beschönigung von Fehlleistungen in den eigenen Kreisen möglichst ausschweigen. Allerdings gibt es auch Bedienstete dieser Kirche, die sich erfreulicherweise klar äussern und sich in das gesellschafts-politische Geschehen einmischen, das heisst, die Mitmenschen wirklich ernst nehmen. Das kommt aber immer mehr PolitikerInnen in die Quere, die sich wohl als Christen bezeichnen und ihre Kirche nicht missen wollen, aber bitte nur als Institution der Glaubensvermittlung. Also bitte nur die Rituale und den Glauben pflegen lassen, da und dort ein bisschen helfen, aber keinesfalls zu politischen Fragen und Entscheidungen Stellung nehmen, obwohl diese letztlich die gesamte Bevölkerung zu verantworten und tragen hat.
Nun gebieten einzelne PolitikerInnen aus den Parteien, die sich so gerne volksnah bezeichnen, dem Ganzen auf eine Art Einhalt, die der Bevölkerung nur zu empfehlen ist. Sie entziehen der römisch-katholischen Körperschaft ihres Kantons die Steuern und überweisen diese, damit sie dabei bleiben können, nach Chur, wo sie sich wohl aufgehoben und vertreten fühlen. Diesem Vorgehen die Meinungs- und Handlungsfreiheit einzelner Körperschaften einzuschränken und nach dem eigenen Befinden zu biegen, sollten die Menschen von der Strasse Folge leisten.
Also treten Sie aus Ihrer politischen Körperschaft Ihres Wohnortes und Kantons aus, sind aber weiterhin bereit, der Steuerpflicht nachzukommen. Das heisst, Sie senden Ihrem Finanzamt eine klar definierte Liste, wohin Sie den geschuldeten Steuerbetrag senden werden. So können Sie als Eltern mehr der Bildung zukommen lassen, als Kulturbefürworter mehr der Kultur und als christlicher Mitmensch mehr der Sozialhilfe, damit es den Bedürftigen ein bisschen besser geht.
Im Wissen, dass dies nicht möglich ist, muss ich wohl das Handeln dieser PolitikerInnen als un-glaub-haft zur Kenntnis nehmen. Es ist wohl einmal mehr so, dass sie wieder einmal ihr politisches Ego pflegen müssen, denn irgendwann und irgendwo stehen ja wieder Wahlen vor der Tür.
Richard Wurz
26. Januar 2019
Bild: Theres Honegger