Die sommerliche Ferienzeit hat es in sich, verspricht sie doch so eine Art Ruhezeit von dem jährlichen Geschehen.
Lassen wir für einmal die etwas in die Höhe geschnellte Temperatur, diese Wetterausgangslage kennen wir ja, sozusagen eine regelmässige Wiederholung. So betrachtet kennen wir auch die anstehende Zeit der Schlusshektik, denn die Reisevorbereitungen müssen auf die Schiene gebracht werden und die Geschäfte ihre Betriebsferien in den Griff kriegen. Und alle jene Menschen, die schon fast aus Prinzip in der Schulferienzeit zuhause bleiben, freuen sich auf die Ruhe die hier vor Ort einkehren wird ‒ endlich die wohl verdiente Pause.
Man sitzt so gemütlich da in seiner gewohnten Umgebung und denkt, ohne es je zu äussern, nun kann man endlich machen, was man will. So schickt man den Computer zuhause in eine Regenerationsphase, die Mailbox lässt man ruhig in sich schmoren und dem Handy verordnet man Ruhezeit. Das kann man jetzt ruhig machen, denn nun sind ja alle weg, weit weg. Natürlich sollte man noch dieses und jenes Konzert besuchen, die Schulschlussfeier nicht verpassen, alle noch ausstehenden schriftlichen Verpflichtungen aufarbeiten, diesen und jenen Termin doch noch einhalten ‒ aber es hat ja alles Zeit, denn es ist Ferienzeit. Das einzige Ziel kann doch nur sein, dass man in den Zuhause-Ferien nicht allzu vieles auf die Zeit nach dieser kurzen Zeitepoche verschiebt. Aber Hand aufs Herz, das ist doch endlich die stressfreie Zeit im Jahr.
Natürlich werden Sie spätestens in den ersten Tagen, wenn Ihre Töchter und Söhne und Ihre Enkel weg sind, sich überlegen, ob denn das Handyabschalten fair ist, denn diese möchten doch eine Nachricht mit Selfie senden oder vielleicht liegt gar etwas im Argen bei ihnen. Und wollte nicht schon längst der gute alte Freund seine geschichtsträchtigen Texte zum Lesen senden oder vielleicht erinnert sich gar jemand daran einen liebevollen Brief zu schreiben ‒ und hier vor Ort hat man quasi alles auf Eis gelegt. Man wird langsam aber sicher unruhig, beginnt an seinen egoistischen Entscheiden zu zweifeln.
Ja, ich glaube es zu spüren, Sie beginnen mit mir zu leiden und dies schon bevor sie begonnen hat ‒ die Pause. Zu meinem Glück kommt mir meine langjährige Erfahrung zu Hilfe. Ja Sie erahnen es, der Computer wird weiter seine Unruhe haben, das Handy funkt und klingelt wie das ganze Jahr. Aber was kann es schöneres geben, als immer auf dem neuesten Stand des Geschehens und Wissens zu sein. Und die Enttäuschung und somit der Frust ist wohl schon programmiert, denn man muss feststellen, dass man ruhig hätte das technische Zubehör abstellen können, es war nichts Wichtiges. Dies wie während vielen Zeitspannen im Laufe des Jahres, denn dafür braucht es keine Sommerferien, um diese Erfahrung zu machen. Und so ist wie immer das Gestern schon das Heute und das Heute ist schon bald Morgen ‒ erholsame Zeit auch Übermorgen.
Richard Wurz
30. Juni 2019
Bild: zVg