Nun ist er eingetroffen, der Frühling mit seinen Sonnenstrahlen und spendet Licht und Freude.
Nein, jetzt nicht schon an die Eisheiligen, und im Speziellen an die kalte Sophie denken. Diese zeitliche Epoche kennen wir, auch wenn man sie nicht zwingend braucht. Jetzt soll das Sonnenlicht und die ersten warmen Tagen die Lebensgeister wecken, mussten sie doch lange genug unter einer Wolken- oder Nebeldecke dahin vegetieren. Nehmen Sie es in Angriff und ändern Sie Ihr Profilbild auf Facebook, loggen Sie sich auf irgendeiner Partnersuchdatenbank ein, setzen Sie ein fröhliches Lächeln auf und wenn es sich ergibt, beginnen Sie durchaus einen Flirt, es ist «die Zeit» um sich zu verlieben. Ansonsten wetteifern wir ja auch mit der Natur, wer denn was besser kann und versteht. Also ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um dem Frühlingserwachen in der Natur etwas entgegen zu setzen ‒ was die kann, das können wir doch schon längst.
Draussen gerät so langsam alles in Bewegung und die Gärten zeigen sich immer mehr von ihren schönsten Seiten. Und die Menschen können sich wieder freier bewegen respektive sich etwas freier präsentieren. Da mal ein Bein, dort ein scheuer Blick auf ein noch weisses Dekolleté. Doch insgesamt präsentieren sich natürlich frau und mann in einem über den Winter im Fitnesscenter durch trainierten Body. Allerdings hat dieses Frühlingserwachen auf der Strasse auch seine Schlagseiten, denn was so als Bekleidungstrend angesagt ist und unbedingt auch visuell umgesetzt werden muss, ist manchmal etwas schwer zu ertragen. Es ist ja wohl kaum eine finanzielle Einsparung, wenn die Hosen so viele Löcher haben, um das Bein zu zeigen, die Röcke so unpassend kurz sind und die Kleidergrösse ein bisschen zu klein gewählt wurde. Bitte kein Missverständnis ‒ jene Männer, die nun ihren mühsam gestählten Körper allen präsentieren glauben zu müssen, machen die Ausgangslage auch nicht besser.
Doch lassen wir das Klagen, man kann auch einfach wegsehen und das leicht spöttische Lächeln für sich behalten und es dabei tunlichst unterlassen, den Kopf missbilligend zu schütteln. Nehmen wir doch den Frühling, diese herrliche Zeitspanne, die angebrochen ist, geniessen das Licht, die Sonne und einen Tratsch im Gartenrestaurant ‒ es könnte ja sein, dass mehr als ein Lächeln zurück bleibt.
Richard Wurz
22. April 2018
Bild: zVg