...ein Märchen in welchem das Gute über das Böse siegte.
Nein, ich werde Ihnen werte LeserInnen jetzt kein Märchen erzählen. Aber ich wollte einmal bei Ihnen nachfragen, wann Sie denn das letzte Mal ihren Kindern oder Grosskindern ein Märchen erzählt haben? Zu gefährlich, ganz und gar nicht kindgerecht mögen jetzt die einen heftig widersprechen. Ja, das mag schon sein, aber können Sie sich noch erinnern, wie das war, als man Ihnen noch Geschichten, Sagen oder Märchen erzählt hat. Können Sie sich noch an diese spezielle Stimmung erinnern, wie man mit der Hauptfigur gebangt und mitgefiebert hat, damit sie am Ende doch alles gut ausgehen konnte. Der Prinz oder die Prinzessin befreit war, die böse Hexe ihre «gerechte» Strafe bekommen hatte.
Also ich muss offen zugeben, ich habe das sehr geliebt als Kind und genoss die Augenblicke, in denen mir Geschichten erzählt oder vorgelesen wurden sehr. Was ich allerdings als Kind auch sehr schätze, war wenn gemeinsam eine Geschichte erfunden und entwickelt wurde. Dabei entstanden die fantastischen Dinge. Alles war möglich, alles konnte sprechen und wurde lebendig. Eine Spielerei, die ich mir im Erwachsenenleben bewahrt habe. Manchmal erfinde ich mit meinen Kindern am Mittagstisch die fabelhaftesten Geschichten. Da erzählen Plüschtiere plötzlich von ihrem Schulalltag oder der Broccoli erzählt, wo er gewachsen ist, oder dass er lieber von einem Zwerg gegessen würde, als von einem Kind. Ganz schön verrückt mögen Sie jetzt denken. Das mag schon sein, aber solche «Geschichten» und «Rollenspiele» sind irgendwie auch wichtig für die Entwicklung unserer Kinder. Sie lernen dabei sich in verschiedene Situationen hinein zu versetzen und lernen auch, dass zwischen Realität und Fantasie ein schmaler Grat ist. Sie lernen aber auch sich mutig in Situationen zu stürzen und dabei lustvoll mit ihrer Fantasie umzugehen, lernen Geschichten entwickeln und entstehen zu lassen.
Was wäre die Menschheit, wenn sie aufhören würde einander Geschichten zu erzählen? Wir würden definitiv unsere Sprache verlieren, verlernen uns auszudrücken. Aus diesem Grund lasse ich meinen Kindern ihre fantasievollen Geschichten und freue mich, wenn wir uns zwischendurch gegenseitig hochschaukeln und abtauchen in wunderbare Geschichtenwelten. Machen Sie auch einmal wieder eine Exkursion in die Geschichtenwelt mit ihren Kindern oder Enkelkindern und sie werden erstaunt sein, was da alles zusammenkommt. Selbst wenn dabei Aliens vorkommen, kann das überaus lustvoll sein.
Bettina Leemann
13. Februar 2019
Bild: Bettina Leemann