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Vor 50 Jahren sind die Männer für einen kurzen Moment zugunsten der Allgemeinheit über ihren Schatten gesprungen.


home tab isenbergSo rückblickend an den 7. Februar 1971 weiss ich nicht wie es Ihnen dabei geht, welche Erinnerungen Sie noch haben und wie Sie die Zeit vor der Abstimmung über das Stimm- und Wahlrecht der Frauen erlebt haben. Wenn ich so zurück denke, dann tauchen Erinnerungen an chaotische, diffamierende, respektlose, ja zum Teil menschverachtende Diskussionen auf, aber auch unzählige positive, konstruktive und zukunftsgerichtete Gespräche mit Frauen und Männern, Alt und Jung. Im gesellschaftlichen Umfeld, in dem ich dazumal lebte und arbeitete war ein JA eine Selbstverständlichkeit, man empfand es manchmal sogar als überflüssig dauernd darüber reden zu müssen. Wenigstens hat es aber einen kleinen Beitrag gebracht, dass die Vorlage gut geheissen wurde.

Nun sind inzwischen fünfzig Jahre durchs gesellschaftliche, politische und soziale Geschehen gezogen mit dem Stimm- und Wahlrecht für die Frauen. Und es hat sich sicher in vielen Bereichen einiges geändert – ja, es steht durchaus auch bei einem Teil der Männer die Meinung im Vordergrund, dass die Frauen weitaus mehr Fähigkeiten haben, als Kinder zu gebären und für den Haushalt besorgt zu sein. Wenn ich aber die vergangenen fünf Jahrzehnte Revue passieren lasse, dann bin ich eigentlich noch mehr irritiert als damals, als junger Mensch. Das kommt wohl daher, dass ich immer wieder mich in beruflichen und gesellschaftlichen Kreisen bewegen durfte, in denen an erster Stelle der beteiligte Mensch mitarbeitete, mitdachte und das Ganze mittrug. Nein, es war kein Honigschlecken und die Machtkämpfe zwischen Mann und Mann und Mann und Frau gab es genügend. Aber irgendwo steckte eine Art Selbstverständlichkeit im Alltag, dass mann und frau wohl verschieden in ihrem Denken und Handeln sein können, aber so ineinander verflochten eigentlich ganz gute Lösungen hervorbrachte.

So verstehe ich, je älter ich werden darf, immer weniger, warum es unsere Gesellschaft in fünfzig Jahren nicht geschafft hat, dass jeder Mensch, ob Frau oder Mann, Jung oder Alt, für die Arbeit und sein Engagement die gleichen Rechte, Pflichten und Entschädigungen zugesprochen erhält. Ein bisschen nachdenklich geworden, frage ich mich, ist es heute Sonntag, ein Feiertag oder einfach gewöhnlicher Alltag.

Richard Wurz
7. Februar 2021
Bild: Richard Wurz

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