Die Schweizer Strassen sollen breiter werden, denn die Sicherheit der VerkehrsteilnehmerInnen ist auf das Massivste gefährdet.
Bevor Sie nur schon auf den Gedanken kommen könnten, dass eine Polemik gegen die AutofahrerInnen und das Auto in sich lanciert werden soll, seien Sie so liebenswürdig und vergessen Sie das. Und auch kein Wort gegen die besorgten Mütter, die ihre Kinder in einem überdimensionierten Vehikel in den Kindergarten oder zur Kindertagesstätte fahren, denn sie sind im Alltagsstress der Familienarbeit und es fehlt die Zeit zu Fuss zu gehen ‒ ganz abgesehen davon, dass den Kindern ja Eigenverantwortung gelernt werden müsste. Auch nicht, dass die SUV-Familienautos im Widerspruch zur Bekämpfung des Klimawandels stehen, denn diese Entwicklung beginnt doch schon viel früher. Also die Kinderwagen werden auch immer grösser und breiter und brauchen mehr Platz auf dem Gehsteig und im öV, die Fahrräder werden immer schneller und brauchen ihren Bewegungsfreiraum und so nebenbei möchten sich die FussgängerInnen mit Recht ein bisschen unbesorgt bewegen können.
Dazu kommen die immer mehr werdenden Autos, denn ein Auto pro Familie kann nicht genügen und schon gar nicht ein Auto, das nur die Platzbedürfnisse abdeckt. Bei vielen Menschen ist es immer noch ein Statussymbol und da wird lieber geklotzt als gekleckert. Daran kann man nichts ändern und die Automobilwirtschaft freut sich an dieser Entwicklung, denn bereits jedes dritte Fahrzeug ist eine protzige Geländelimousine, sprich SUV. Diese sind in den vergangenen Jahren rund 12 Zentimeter breiter geworden. Das braucht Platz auf der Strasse und grössere Parkfelder. Dies hat nun zur Folge, dass man in Bern tatsächlich ernsthaft überlegt, die Strassen zugunsten dieser Fahrzeuge zu verbreitern ‒ aus Sicherheitsgründen wird angeführt. Wenn ja, dann bitte breitere Radwege, Kinderwagenspuren und Fussgängerebenen, auf denen sich wenigstens je eine Person mit Einkaufstasche kreuzen kann.
Zum Schluss hätte ich noch eine persönliche Forderung anzubringen und vielleicht unterstützen Sie mich dabei. Mein Rebstock auf dem Balkon nimmt immer grössere Formen an und mir Freiraum weg. Also wäre es doch nicht anmassend, zu fordern, dass mein liebenswerter Hausbesitzer endlich den Balkon vergrössert ‒ was meinen Sie?
Richard Wurz
20. August 2018
Bild: Richard Wurz