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Die Kleinkinder lernen aus Neugierde das Gehen, dann kommt die Zeit der Notwendigkeit des Gehens und dann macht das Gehen plötzlich Mühe.


home quer gehenAn die ersten eigenen Schritte vermögen Sie sich wohl kaum noch erinnern, wenn es auch eine wagemutige Zeit war, aus der man doch gerne mehr wissen möchte. Doch bei den eigenen Kindern und Enkeln kann man diese Entdeckungsreisen miterleben und sich ab jedem Schritt, den die Kleinen schaffen erfreuen ‒ sie wagen unbeschwert den Weg in die Zukunft. Und es bleibt uns ein immer wiederkehrendes Erlebnis, das längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist ‒ Mensch kann gehen, kann er auch sehen, was ihm beim Gehen begegnet.

Im Alltag hat das so seine Tücken, denn von früh morgens bis spät abends ist man in Bewegung, kommt kaum zur Ruhe, man geht und geht. Es ist die einfachste Sache der Welt, um darüber nachzudenken, bis man feststellen muss, dass sie so einfach gar nicht ist. Nach einer Wanderung erinnert man sich doch vielfach zuerst an die gemütliche Runde im romantischen Beizli unterwegs und hat man endlich den Berggipfel erreicht, dann ist dieser in Erinnerung und der beschwerliche Aufstieg, na ja, den braucht es dazu. Nach einem Spaziergang entlang der Reuss kommt man zurück, den Kopf voller Gedanken und weiss nicht einmal recht, ob die Reuss nun viel oder weniger Wasser führt.

Gewohnt und geprägt von der Alltagshektik ging das Flanieren, das Schlendern verloren. Eine fremde Stadt durchfährt man mit der Metro und geht zielbewusst auf das Objekt zu, das man unbedingt sehen will. Auf dem vorgegebenen Wanderweg verfolgt man exakt nach Wegweisern das Ziel, die Berghütte, und biegt auf keinen Fall mal nach links oder rechts ab, da wo niemand durchgeht, um Neues zu entdecken. Es besteht nicht mehr der Wunsch einfach irgendwo hinzugehen, um den Raum als Landschaft, Spektakel zu finden und neue Erfahrungen zu machen. Dabei ist doch das Gehen die geeignete Fortbewegungsart anderes physisch zu erfahren und sich immer wieder neue Orientierungen zu ermöglichen, Überraschungen zu erleben und letztlich so die eigene Weltsicht zu erweitern.

Im Alter wird das Gehen beschwerlicher, dafür wird man sich bewusst, wie wertvoll es ist, sich bewegen zu können, um am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen zu können. Es ist nicht der Wunsch nach altersgerechten Fitnesscentern und organisierten Wanderungen, sondern einfach das Gehen. Man ist nicht mehr so wagemutig wie als Kleinkind, aber immer noch in Bewegung unterwegs in die Zukunft. Ich nutzte und nutze viel privat und beruflich den Zug an andere Orte, damit die Seele Zeit findet mitzureisen. Vielfach hatte man für mich nur ein müdes Lächeln übrig, aber mit Verlaub schliesse ich mich einer alten afrikanischen Weisheit an, die festhält «Nur zu Fuss hält die Seele Schritt».

Richard Wurz
19. Juli 2019
Bild: zVg

 

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