Was kann ein Händedruck zwischen zwei Menschen tatsächlich auslösen?
Schon als Kind haben wir es gelernt, man reicht jemanden zur Begrüssung die Hand. Auch um sich untereinander wieder zu vertragen reicht man sich die Hand und schliesst Frieden. So weit so gut, doch funktioniert das in der Praxis auch tatsächlich? Man gibt sich die Hand und bekundet damit seine Sympathie zueinander? Oder noch viel weiter, man beendet damit einen Krieg, der über viele Jahrzehnte gedauert hat? Nun wenn man in die Weltpolitik schaut, dann könnte man tatsächlich den Eindruck erhalten, dass eine so simple Sache wie ein Händedruck eine solche tiefgreifende Wirkung haben kann. Letzte Woche bekamen wir dies gerade in zweifacher Hinsicht weltpolitisch vor demonstriert. Zum einen war da das Ereignis des Jahres. Die beiden koreanischen Präsidenten trafen sich, redeten miteinander und vor allem sie gaben sich die Hand und sprachen davon Frieden zu schliessen. Eine einfache alltägliche Geste und die ganze Welt war quasi aus dem Häuschen.
Aber wir alle wissen auch, dass die Probleme nicht einfach aus der Welt geschaffen sind, nur weil man sich nun einmal die Hand gereicht hat. Die zweite weltpolitische Situation war das Treffen der deutschen Bundekanzlerin mit dem amerikanischen Präsidenten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich diese beiden hochrangigen Politiker nicht besonders mögen. Doch auch sie gaben sich die Hand und begrüssten sich so, wie es alle Welt von ihnen erwartete. Da stellt sich doch wirklich die Frage, was ist ein solcher Handschlag überhaupt wert? Ist es tatsächlich ein rein symbolischer Akt oder steckt unter Umständen doch etwas mehr dahinter?
Wenn sich Kinder auf dem Spielplatz streiten und die Eltern schliesslich von den beiden Parteien verlangen, dass sie sich die Hand reichen und sich wieder vertragen, ist das auch keine Garantie, dass sich die beiden Streithähne beim nächsten Treffen auf dem Spielplatz nicht doch wieder mit Sand bewerfen. So wie es auf dem Spielplatz zu und her geht, verhalten sich auch die erwachsenen Menschen und doch hat so eine Handreichung doch manchmal mehr Gewicht als man auf den ersten Moment vielleicht denkt. Denn bevor man sich gegenseitig die Hand geben kann, muss in den Köpfen der beiden Beteiligten schon Vieles passiert sein. Immerhin kommt es zu einer gegenseitigen Berührung und diese fällt einem grundsätzlich schon einmal nicht leicht. Natürlich kostet es manchmal Überwindung und doch muss man ein Stück weit bereit sein, auf das Gegenüber zuzugehen und ihm auch in die Augen zu sehen. Das ist nämlich genauso wichtig wie das sich die Hand geben. Gleichzeitig müssen sich die Parteien nämlich in die Augen sehen und wenn dies nicht gelingt, dann ist auch die ausgestreckte Hand quasi nichts wert. Wer nicht hinsieht, der kann die Chance nicht packen.
Bettina Leemann
30. April 2018
Bild:zVg