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Es sei mir an dieser Stelle erlaubt, Ihnen werter LeserIn die Frage zu stellen, ob Sie denn heikel sind?

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Wann ist man heikel? Darf man es sich überhaupt erlauben heikel zu sein? Dies sind Fragen, mit denen man sich ab und an im Alltag auseinandersetzen muss.
Ich beispielsweise sehe mich immer mal wieder mit diesem Thema beschäftigt, vor allem dann, wenn ich meinen beiden Mädels ein Mittagessen auftische und sie schon beim blossen Ansehen die Nase rümpfen und mir erklären, dass sie dieses oder jenes bestimmt nicht essen würden.
Es ist allerdings nicht so, dass ich ihnen Insekten in Form von Würmern oder Grillen auftischen würde, die seit kurzem in der Schweiz als Nahrungsmittel verkauft werden dürfen. Da wäre ich bestimmt auch heikel und würde erstmals die Nase rümpfen und ehrlich gesagt würde es mich selbst einiges an Überwindung kosten, um dieses Essen zu probieren. Nein, wir sprechen da von ganz alltäglichen Nahrungsmitteln, die in der einen Woche noch heiss geliebt und bereits in der nächsten schändlich verschmäht werden können.
Solche Situationen können mich manchmal ganz schön auf die Palme bringen, und dann werde ich doch heikel, allerdings in einem anderen Sinn des Wortes. Ich bin verletzt, weil meine Kochkünste nicht zu begeistern wissen und die Situation kann dann schon mal ganz schön delikat werden. Das geht dann soweit, dass ich ihnen erkläre, sie könnten sich in Zukunft jemand anderen zum Kochen suchen. Natürlich, und das wissen die zwei, würde ich das nie in die Tat umsetzen und die heikle Situation entspannt sich wieder.

Heikel als Wort wird wie Sie jetzt sicher bereits bemerkt haben nicht nur im Zusammenhang mit Essen gebraucht. Vielmehr sind gewisse Situationen heikel, sprich gefährlich. Dann beispielsweise, wenn man in ein Land reist, in welchem die politische Lage nicht sicher ist und ein Krieg auszubrechen droht. Oder, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind und beinahe eine(n) FahrradfahrerIn oder eine(n) FussgängerIn übersehen. Sie kennen das bestimmt alle.

Auch die Museen sind immer wieder mit heiklen Themen konfrontiert und diese tragen sie am kommenden Sonntag an die Öffentlichkeit. Sei dies bei Wunderheilungen, die Geschichte einer Institution, die es schon seit vielen Jahren gibt und die zum Teil sensible Daten aufbewahrt hat oder auch manchmal die Frage, woher denn schliesslich ein bestimmter Ausstellungsgegenstand stammt und ob seine Herkunft moralisch und ethisch vertretbar ist.
Diesen Diskurs öffentlich auszutragen und sich diesen Themen offen zu stellen ist eine ganz besondere Herausforderung, die es aber bestimmt auch wert ist, sich vertieft damit auseinander zu setzen und sich selbst die Frage zu stellen, ab wann denn schliesslich etwas tatsächlich heikel werden kann. Die Grenzen, das werden Sie selber feststellen müssen, sind dabei nicht immer ganz einfach zu ziehen. So kann eine heikle Situation für den einen delikat sein, während sie für den anderen bereits gefährlich ist. Da wir es uns aber durchaus gewohnt sind uns auf gefährlichen Ebenen zu bewegen und im einen oder anderen Moment das Heikle und Delikate miteinzubeziehen gelingt uns dieser Bogen vom Heiklen zum Delikaten bis hin zum Gefährlichen wohl im Alltag meist bestens und machen unser Leben lebenswert.

Bettina Leemann
17. Mai 2017
Bilder: Theres Honegger / Richard Wurz

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