22. Dezember ‒ De Hirt
Wo sie ihm gseid hed, es sig fertig, sie well nümm mit ihm zäme läbe, sie nähm d Chind und er chön uuszieh, do isch er zerscht fasch wie erliechteret gsi. Er hed sich nid gwehrt. Au nid, wo sie mit ihrem Awalt e Huufe Gäld hed welle. Sell sie s ha, wenn sie s will, hed er dänkt, han eh gnueg. Und er hed sich i d Arbet gstürzt. «Mit Freud», hed er ami gseid, «und will ich miini Firma wott wiiter bringe und will ich a euses Produkt glaube.» Er hed vo sine Mitarbeitende de gliich voll Iisatz verlangt, was nid ohni Opfer abgange isch.
Aber mit de Firma isch es tatsächlich obsi. Und er, de Chef, hed di üsserscht positive Johresabrächnige als Bestätigung gno für sii Iisatz, für d Richtigkeit vo siim Wäg.
Won er de wäg sim Burnout im Spital gsi isch, hed ne vo de Famili niemer bsuecht.
Vo siim Spitalzimmerfeischter us hed er i d Landschaft use gseh und am zweute Morge isch deet e Schofherde verbii zoge. Öppe 100 Schof und Lämmli, zwee Hünd, e Hirt. Und plötzli hed er, de chrank Manager, e Vision gha: dass er de säb Hirt wär und mit sinere Herde würd über s Land zieh. Friedlich, ohni Ghetz, nöch bi de Natur und im Iiklang mit de Johresziite. Er hed sich vorgstellt, wien er würd gueti Schueh chaufe und e richtige Huet und e Pelerine und wien er sich würd e Haselstäcke schniide als Wanderstab.
Won er nach es paar Wuche wider i siis Gschäft zrugg cho isch, hed er die Vision vergässe gha. Und es isch ihm au nid i Sinn cho, dass er wenigschtens i sinere Firma chönnt e sone Hirt sii.
Paul Steinmann
Autor, Kollbrunn
22. Dezember 2018
Bild: Bettina Leemann