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Das vergangene Wochenende hatte es in sich ‒ Tag der Frauen und Tag der Grosseltern. Wohin sollte jetzt Grossvater gehen?


home quer zwiespaltErlauben Sie mir, liebe engagierte Grossmütter und Grossväter, die Frage: Wie haben Sie das Wochenende verbracht? Es sei hier gleich vorweg genommen ‒ ich ging in Klausur in Gedanken versunken über die gesellschaftliche, soziale und politische Lage, welche zurzeit den Alltag prägt.

Die Anliegen und berechtigten Forderungen der Frauen begleiten mich schon seit Jahrzehnten und meine Bemühungen diesen als mann gerecht werden zu können, waren vor allem auf das engere Umfeld ausgerichtet in der Gestaltung des Alltags. Allerdings empfinde ich es im Alter wie eine Ernüchterung, dass wir ‒ frau und mann ‒ im Laufe der letzten fünfzig Jahren es nicht geschafft haben, gemeinsam, ausser kleinen Trostpflästerchen, wirksame Lösungen zu finden. Bei allen Lösungsansätzen steht immer noch im Vordergrund, wem gehört die Macht. Und so geht beim Geschlechterkampf vergessen, dass frau und mann einfach nur Menschen sind, die nur ein gemeinsames Interesse haben sollten, eine für alle gerechte Gesellschaft zu schaffen.

So kommt der Grosselterntag mit ins Spiel, denn vielen Müttern ist es verwehrt sich beruflich zu engagieren, weil die Väter die Betreuungsverantwortung nicht mittragen wollen oder ein Kindertagesplatz fehlt oder nicht finanziert werden kann. Und hier übernehmen dann vielfach die Grossmütter und –väter die Verantwortung und engagieren sich in der Betreuungsarbeit ihrer Enkelkinder. Es sei in Erinnerung gerufen, dass Oma und Opa jährlich während rund 160 Millionen Stunden diese Arbeit übernehmen und dadurch dem Staat und den Eltern rund 8 Milliarden Franken Einsparungen bringen. Das Erbärmliche daran ist nicht einmal die fehlende Unterstützung seitens des Staates, sondern, dass man dies als eine Selbstverständlichkeit betrachtet. Natürlich machen das Oma und Opa mit Freude, aber die Berufstätigen arbeiten ja (hoffentlich) auch mit Freude und bekommen mehr als nur einen Blumenstrauss.

Nun kommen der Staat und die Wirtschaft aufgrund des Corona-Virus in eine Zwangslage. In Bezug auf die Kinderbetreuung wird den Grosseltern nahe gelegt auf die Besuche der Enkelkinder zu verzichten. Doch wer betreut jetzt die Kinder? Vielleicht verstehen Sie, warum ich sozusagen in Klausur ging, also weder am Frauentag teilnahm noch einen Besuch bei den Enkelkindern machte. Und vom Besuch kultureller Veranstaltungen wird einem ja auch abgeraten, wenn man ein bisschen mehr Mühe mit dem Atmen hat als andere.

Zu guter Letzt wünsche ich allen älteren Menschen, dass sie einen eventuellen Schnupfen und Husten bestens überstehen und mit der ihnen sozusagen «staatlich» aufgezwungenen Einsamkeit zurechtkommen und nicht in eine Depression verfallen, denn das verursacht wieder Kosten…

Richard Wurz
9. März 2020
Bild: zVg

 

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