Sparen bei der Bildung macht uns nicht nur der Kanton vor, sondern hat auch bei den Eltern immer mehr System.
Nur das Beste ist für mein Kind gut genug, doch das Beste sollte möglichst wenig kosten. Dies ist eine Tendenz, die man bei den Eltern allgemein beobachten kann. Das beginnt dabei, dass Spielzeug und Markenklamotten irgendwo auf der Welt online bestellt werden. Da interessiert es wenig, ob es sich denn bei der bestellten Ware um Fake handelt, die unter Umständen zum grossen Ärger der KundInnen am Zoll hängen bleibt und vernichtet wird. Das Geld, welches man bezahlt hat, ist damit auch futsch, doch wirklich interessieren tut dies nicht.
Aber dieser Wahnsinn immer und überall nur das Beste für kleines Geld, ganz nach dem Motto «Geiz ist geil» zu bekommen macht auch bei der Bildung nicht halt. Das Aktivitätsprogramm der lieben Kleinen ist randvoll mit Schwimmkurs, Eiskunstlaufen, Frühenglisch, Schachunterricht, Instrumentalunterricht und was sonst noch so alles angeboten wird. Immer zum Wohle der lieben Kleinen und damit ihr «Talent» ja nicht zu spät entdeckt wird und man ihre «Hochbegabung» ja nicht verpasst. Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich habe nichts gegen die Vielzahl dieser Angebote, jedem das Seine, aber ich habe etwas dagegen, wie an manchen Orten quasi ein Preisdumping betrieben wird. So beispielsweise beim Musikunterricht.
Dafür hat man in den Gemeinden die Musikschule eingerichtet und diese steht auch für einen qualitativ hochwertigen und den Kindern und ihrem entsprechenden Niveau angepassten Unterricht. Rund zwanzig Minuten, was in etwa einer halben Schullektion entspricht, wird da zu Beginn empfohlen. Es ist erwiesen, dass sich Kinder in den ersten Primarschulklassen kaum länger konzentrieren können. Ein solcher intensiver Einzelunterricht, der beim Instrumentalunterricht vielfach angeboten wird, verlangt vor allem in der ersten Zeit viel von den Kindern. Da gibt es aber Eltern die setzen sich mit dem Taschenrechner hin und überlegen einmal, was sie denn der Musikunterricht kosten wird und kommen dabei auf wahnsinnig hohe Löhne, welche die InstrumentallehrInnen angeblich verdienen. Dass die Musikschule aber eine professionelle Organisation ist, und die InstrumentallehrInnen meist nur sehr kleine Lehrpensen haben, wird dabei vergessen.
Die kostenbewusste Familie zumindest überlegt sich ernsthaft einen Privatlehrer zu engagieren, denn der kommt für mindestens sechzig Minuten, zu der Zeit, die einem in den Kram passt, und unterrichtet auch noch zu Hause und dies natürlich alles zu einem unschlagbaren Preis. Allerdings wird die Qualifaktion und Eignung dieser LehrerInnen meistens nicht geklärt.
Es geht ja letztlich darum beim «Kaffekränzchen» prahlen zu können, zu welchem Schnäppchenpreis dieser Luxus ermöglicht werden kann. Und so bleibt ja auch noch ausreichend Geld übrig, um Ferien in der Karibik oder auf den Malediven zu machen, damit die Kinder auch etwas von der Welt sehen. Die Frage stellt sich mir dabei nur, was man hier zu diesem Discountpreis tatsächlich bekommt und ob weniger nicht doch manchmal mehr ist.
Bettina Leemann
04. März 2018
Bild: zVg