Computer sind intelligent und lernfähig. Dies liest und hört man praktisch täglich.
Da bleibt doch die Frage: Wann kann der Mensch komplett ersetzt werden? Oder anders formuliert: Wann schaffen wir uns quasi selbst ab? Oder mit den Worten von Albert Einstein gesagt: «Ich fürchte mich vor dem Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft. Auf der Welt wird es nur noch eine Generation aus Idioten geben.» Wenn man allerdings die aktuellen Meldungen in den Medien etwas genauer ansieht, dann fragt man sich auch immer mal wieder, was denn diese glorreichen Erfindungen uns tatsächlich bringen werden, und wie wir schliesslich von ihnen profitieren können. Was werden wir mit der gewonnenen Zeit anfangen, wenn das selbstfahrende Auto wirklich Realität wird? Oder wenn die Haushalthilfe erfunden ist, die ganz allein den Haushalt führt und am Abend dafür sorgt, dass ein feines Gourmetmenue auf dem Tisch steht?
Kürzlich konnte man lesen, dass es Nissan gelungen ist, selbstparkierende Pantoffeln zu erfinden. Was das mit einem selbstfahrenden Auto zu tun hat, ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht. Aber stellen Sie sich doch einmal vor, wie praktisch das ist, wenn ihre Hausschuhe immer am selben Ort auf Sie warten, wenn Sie nach Hause kommen. Weil sie nämlich automatisch dort parkiert haben. Kein mühsames Suchen mehr. Kein Hund mehr, dem man beibringen muss, einem den verlorenen Pantoffel zu suchen. Echt superpraktisch.
Lesen konnte man allerdings auch, dass Mitte Januar in Paris das erste vollständig von Computern komponierte Musikalbum der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Computer sind inzwischen in der Lage, sogar neue Stücke von Johann Sebastian Bach zu komponieren. MusikwissenschaftlerInnen können nicht erkennen, dass das Stück nicht aus der Feder von Bach stammt. Konkret kann man den Computer allerdings auch in die andere Richtung brauchen. Die Software wurde mit tausenden von bekannten und beliebten Songs gefüttert und hat diese analysiert und zerlegt. Rein theoretisch kann nun diese Software mithilfe von komplizierten Berechnungen aus diesem gefütterten Material ganz neue Songs generieren, die keine Urheberrechte verletzen, da sie so noch nie dagewesen sind. Da kann man sich jenem Technikjournalisten anschliessen, der fragt: «Ist das Kreativität?»
Die Frage nach der Kreativität stellt sich auch bei «Watson», dem berühmten Computer von IBM. Dieser wurde mit Daten unterschiedlichster Rezepte gefüttert. Nun kann man in seinen Kühlschrank schauen, die vorhandenen Zutaten in den Computer eingeben – und Watson liefert in Sekundenschnelle mögliche Rezepte. Allerdings kann es immer passieren, dass «Watson» noch weitere, oft exotische Zutaten vorschlägt, die im Haushalt nicht vorhanden sind. Und Watson liefert auch keine Rezepte, sondern nur Listen mit Zutaten. Wie das Ganze gekocht wird, muss (oder kann) man selber überlegen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass man immer noch selber kochen muss.
Eher skurril wird es, wenn man liest, dass es der Wissenschaft mittels Computer gelungen ist, ein Schriftstück zu lesen, an dem sich bislang die SprachwissenschaftlerInnen die Zähne ausgebissen haben. Bei dem Werk handelt es sich um ein offenbar codiertes Schriftstück aus früheren Jahrhunderten, das man bis anhin nicht lesen konnte. Ein Computer wurde nun mit dem Text der Menschrechtserklärung in allen möglichen Sprachen gefüttert, und er kam zum Schluss, dass der Text in hebräischer Sprache geschrieben ist. Allerdings sind die Wörter noch zusätzlich codiert. Selbst wenn man den Text nun wirklich entziffert hätte – die Bedeutung des Geschriebenen kennt man immer noch nicht. Übrigens haben die WissenschaftlerInnen bereits vor der Computeranalyse vermutet, dass es sich um Hebräisch handeln könnte. Der Computer scheint die These nun bestätigt zu haben. Ob der Text allerdings nun einen Sinn gibt oder doch der «Scherz» eines Schriftgelehrten aus dem Mittelalter ist, das wird sich noch weisen müssen.
Was bringen uns alle diese Errungenschaften? Ich kann es leider nicht beantworten. Denn noch sehe ich den Sinn dieser «intelligenten» Maschinen nicht. Vielleicht kann ich in ein paar Jahren Auskunft geben: Wenn ich nur noch Freizeit habe, während die Maschine für mich Geld verdient?
Bettina Leemann
4. Februar 2018
Bild: Bettina Leemann