Das kulturelle Leben muss sich noch in Geduld üben, dafür blühen die Gärten und Balkone und die Frisur stimmt wieder.
Damit es der Bevölkerung in ihrem Wohlbefinden wieder etwas besser geht in der Zeitepoche der Pandemie, hat der Bundesrat die Blumenläden, die Coiffeursalons und die Baumärkte geöffnet. Und der ÖV fährt auch wieder regelmässiger, wenn auch die Diskussionen um das Tragen von Masken widersprüchliche Ansichten und Wissen verbreiten. Die Lockerungen halten an, denn am 11. Mai dürfen auch die anderen kleineren Läden wieder ihre Türe öffnen, die Gastronomie im beschränkten Rahmen ihren Betrieb aufnehmen ‒ also schon fast wieder Konsumalltag.
Mit diesen Regelungen hat der Bundesrat aber auch deutlich gemacht, was denn im Rahmen von Ordnung und Machbarkeit umsetzbar und wichtig ist. Mit Befremden respektive eigentlich nicht überraschend muss man zur Kenntnis nehmen, dass das kulturelle Leben nur so am Rande abgehandelt wird. Die Kultur muss einmal mehr hinter dem Wirtschaftsleben anstehen, als ob sie nicht auch einen bedeutenden Anteil an das Wirtschaftsgeschehen liefern würde. Natürlich muss aufgrund der Verbreitung des Corona-Virus die Ansammlung von Menschen berücksichtigt werden, aber so einen Denkansatz seitens des Bundesrats hätte man eigentlich schon erwarten dürfen. Doch sei erwähnt, dass grosszügigerweise auch die Museen und Bibliotheken am 11. Mai ihren Betrieb mit Publikum aufnehmen dürfen.
Es macht irgendwie den Eindruck, dass die Kultur nicht zwingend zum gesellschaftlichen Leben gehört oder sogar Unruhe schafft. So ganz nach dem Motto «die Wirtschaft muss jetzt wieder angekurbelt werden, sonst stirbt sie ‒ die Kultur überlebt immer». So bleiben die Konzert- und Theatersäle weiterhin leer, denn an eine konstruktive Planung können die Veranstalter kaum denken. Einen Laden kann man innert weniger Tage wieder zugänglich machen, bei einer Konzert- oder Theateraufführung wird das schon problematischer.
So bleiben einem wohl über eine noch unbestimmte Zeit nur die Internetkanäle und so belebend sind diese ja auch nicht. Aber vielleicht gibt es ja da und dort so im kleinen Rahmen in den nun blühenden Gärten ein kleines Konzert.
Richard Wurz
1. Mai 2020
Bild: zVg