Die Grossen wissen es schon längst aus Erfahrung ‒ nur drängeln sie auch die Kleinen in ihr Schema.
Am Arbeitsplatz liegen immer noch unerledigte Aufgaben, Haus und Garten ist nicht so in Ordnung gebracht wie mann oder frau es sich wünscht und die Kinder brachten die Schulnoten nach Hause und lösten unsägliche Diskussionen verbunden mit ein bisschen Lob und vielen Vorwürfen aus. Und jetzt fährt man in die Ferien, nimmt alle Altlasten mit und ist tagtäglich einander einer unmittelbaren Nähe ausgesetzt ‒ wenn das nur geht. Natürlich sind die Ferienwochen nicht dafür angedacht, dass mann dahin geht, frau dorthin und die Kinder irgendwohin ‒ wenn dies durchaus die Chance in sich birgt, dass alle den Kopf frei kriegen und erholt nach Hause kommen und wieder für das Gemeinsame zugänglich sind.
In einem Familienverbund hat es diesbezüglich der berufstätige Teil leichter, damit ist nicht die Familienfrau gemeint, denn der erstere Teil hat Anspruch auf eine ruhige Zeit ohne Belastung, leistet man doch sonst 100%-Berufseinsatz und für das noch scheinbar Notwendige setzt man sich in eine Ecke und konsultiert den Laptop. Familienfrau ist da schon ein bisschen mehr gefordert, denn sie sorgt sich um das Wohl der Kinder und des Ehemanns, auf dass es nie langweilig wird und es ihnen an nichts fehlt. Und plötzlich kommt zum Ausdruck, was einem so am anderen stört, was zu Hause im Alltag einfach unter den Tisch gekehrt wird. Aber das kennen wir alle schon längst, dass man es vielfach schade findet, dass die Ferien schon wieder vorbei sind ‒ es aber manchmal durchaus begrüsst, dass sie endlich ein Ende gefunden haben.
Nun scheint aber in unserer Leistungsgesellschaft ein weiterer Ferienaspekt dazu zu kommen. Die Note Fünf im Zeugnis wird nur gerade als Minimum taxiert und es müsse mehr her, sind sich die Eltern einig. Also werden die entsprechenden Schulunterlagen und Hefte mitgenommen, auf dass man in den Ferien mindestens jeden Tag ein bis zwei Stunden für die Schule sprich Zukunft einsetzen kann. Dies neben allem, dass die Kinder auf Geheiss der Eltern noch aufnehmen müssen wie die Museen, Ausstellungen, alten Kirchen, historischen Gebäuden und was auch immer noch ‒ Vater und Mutter wissen schon was bedeutsam ist, wenn auch nur in ihrem eigenen Interesse. Dies, als ob die Kinder nach der Leistung fordernden Schulzeit nicht auch einen Anspruch auf die Durchlüftung des Kopfes, ein sich bewegen ohne Leistungsdruck hätten ‒ einfach sein und eigene Ideen ausleben können.
Eigentlich erinnern uns die Kinder in ihrer unbeschwerten Art daran, dass vieles leichter vor sich geht, wenn man je nach Vermögen in der Situation alles gibt, also leistet, ohne einen künstlich erzeugten Leistungsdruck im Rucksack. Machen Sie es ihnen gleich, fahren sie beschwingt in die Ferien, lassen Sie die Altlasten zu Hause, geniessen Sie die Nähe zueinander und Sie finden sich in Gesprächen wieder ‒ der Alltag beginnt schnell genug wieder.
Richard Wurz
6. Juli 2019
Bild: zVg