Die Tage werden kürzer, der Wind kälter und der Herbst hält definitiv Einzug in unserem Land! Jetzt kann auch wieder regelmässig das Phänomen «Eichhörnchen» beobachtet werden.
Wissen Sie, werte LeserInnen, wie sich Eichhörnchen, Murmeltier und Co auf den Winter vorbereiten? Blöde Frage mögen Sie vielleicht jetzt sagen, das ist doch völlig klar, sie futtern sich zum einen Winterspeck an, und zum anderen legen sie sich teilweise auch Vorräte an, die sie dann in der kalten und harten Winterzeit aufsuchen und fressen unter der Voraussetzung, dass sie diese überhaupt wieder finden. Das ist doch Allgemeinwissen mögen Sie mir jetzt vorwerfen, das mag wohl sein. Aber haben Sie gewusst, dass der Mensch im Herbst auch oft zum Eichhörnchen mutiert und sammelt was das Zeug hält. Dies kann man vor allem auch von den Kindern ablesen, die urplötzlich eine Sammelleidenschaft an den Tag legen, welche die Eltern nur staunen lässt. Mir ging es auf jeden Fall kürzlich so, als meine beiden Töchter auf einmal von Tag zu Tag Rosskastanien aus der Schule brachten. Dass meine beiden Kinder gut sind im Sammeln von Dingen ist mir eigentlich nicht unbekannt. Finden doch Steine, Tannenzapfen, Abziehbilder und anderes mehr immer mal wieder den Weg in unseren Haushalt. Dass Rosskastanien aber eine solch grosse Faszination auslösen können, und man gar an einem Sonntag zweimal in die Schule läuft, weil gerade ein Herbststurm über die Schweiz fegt und dabei ganz sicher viele Kastanien hinuntergewindet werden, das liess mich dann im ersten Moment doch etwas sprachlos zurück. Nun denn, inzwischen sind wir stolze Besitzer einer ganzen Kiste voll Rosskastanien und nun stellt die Mutter doch tatsächlich die ketzerische Frage, was denn damit passieren soll. Man wird also aufgeklärt, dass die Dinger zum Basteln gebraucht werden können und die zwei ausserdem planen, ein neues Spiel damit zu konzipieren.
Selbst staunt man über den Eifer und die Initiative und als Historikerin drängt sich dann doch die Frage auf, ob der Mensch tief drinnen vielleicht doch ein Jäger und Sammler geblieben ist. Haben wir tatsächlich im Herbst zur Zeit der Ernte doch noch den inneren Drang Vorräte für den Winter anzulegen, obwohl diese Strategie für das Überleben längst nicht mehr notwendig ist? Abgesehen davon, dass Rosskastanien nicht essbar sind. Nun ja, des Rätsels Lösung ist viel simpler. In der Schule lief unter den Kindern aus unserem Wohnquartier offenbar ein Wettstreit, wer es denn schaffen würde, am Meisten dieser Kastanien einzusammeln. Alle Hoffnung vom Urtrieb wurde damit zerstört. Es ging einmal mehr auch bei meinen beiden Mädchen darum, dass sie siegen wollten. Ebenfalls eine Eigenschaft, die von der Evolution vorgegeben ist. Sozusagen das Recht des Stärkeren, des Besten, der sich schliesslich durchsetzt oder böse gesagt, es lebe der Kapitalismus!
Bettina Leemann
25. September 2018
Bild: Bettina Leemann