Lieber Samichlaus, sei herzlich willkommen.
Es ist mir natürlich bewusst, dass Du heute einen anstrengenden Tag vor Dir hast ‒ und mit Verlaub, ich beneide Dich nicht um Deinen Job. Gerne wünsche ich Dir, dass Du Deine Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen kannst und Du spät nachts, wohl geschafft, aber zufrieden Dich zur Ruhe legen kannst. Genau genommen müssen Du und Deine Kumpanen heute rund 1.5 Millionen Kinder besuchen, denn alle warten auf Dich. Vielleicht begegnen wir uns einmal auf der Gasse und Du erklärst mir, wie Ihr diesen Ansprüchen gerecht werden könnt. Meines Wissens habt Ihr ja keine Gewerkschaft im Rücken, welche sich um Eure Gesundheit kümmert, von der finanziellen Seite wollen wir hier gar nicht reden.
Vielleicht solltest Du, damit alle Kinder Dich begrüssen können, die Firmenanlässe, an denen der Samichlaus als Überraschung eingeladen ist, sein lassen und die PolitikerInnen für einmal ausser acht lassen, denn diese wollen Dich nur als Wahlhelfer nutzen. Denn mit einer Foto gemeinsam mit Dir auf allen möglichen und unmöglichen Medienkanälen möchten sie uns nur weismachen, dass sie volksnah sind und sich der Tradition verpflichtet fühlen. Für uns bist Du ja schliesslich einer, der uns Freude bringt und nicht ein verkleideter Partei-Hausierer, um Stimmen zu sammeln für was auch immer.
Also lieber Samichlaus, ich wünsche Dir eine gute Rundreise durch die Stuben mit sich freuenden Kindern ‒ und solltest Du irgendwo Gegenwind verspüren, dreh Dich einfach um und Du hast wohltuenden Rückenwind.
Richard Wurz
6. Dezember 2018
Bild: zVg