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Die Ostertage würden sich doch eigentlich ideal eignen, um über sein eigenes Seelenheil einmal etwas zu sinnieren.


Quer SeelenheilBevor mir die Leserschaft jetzt triefende Religiosität unterstellt, möchte ich diesem Ansinnen aufs Schärfste widersprechen. Natürlich bin ich in einer mehr oder weniger christlichen Familie aufgewachsen, und natürlich feiere ich gemeinsam mit meiner Familie an Ostern das Erwachen der Natur mit Ostereiern und natürlich den obligatorischen Schoggihasen. Aber wir diskutieren eher weniger bis gar nicht den Tod von Jesus Christus am Kreuz zu Gunsten der Menschheit.

Allerdings wird an unserem Tisch in der letzten Zeit des Öfteren darüber diskutiert, dass es beispielsweise den Eisbären und Pinguinen zu warm wird, es junge Menschen gibt, die sich auf die Strasse stellen und für das Klima demonstrieren, eine uralte Kirche mit einer grossen Tradition abgebrannt ist. Eben der ganz «normale» Alltag. Was das nun mit Seelenheil zu tun hat, mögen Sie als LeserIn jetzt sicher berechtigterweise fragen. Nun, so weit ist das alles gar nicht voneinander entfernt, wie es auf den ersten Blick erscheint. Da sind beispielsweise die Ostertage und in vielen Kantonen der Schweiz gleichzeitig die Frühlingsferien. Und was dominiert da die Nachrichten? Der Stau in den Süden, weil man dort vielleicht noch ein bisschen mehr Sonnenstrahlen abbekommt, die vielen Flugbewegungen am Flughafen Zürich, weil gewisse Leute noch weiter weg wollen über die Ostertage und das natürlich mit dem Flugzeug. Dies obwohl man eigentlich hinlängst weiss, dass diese vielen oftmals unnötigen Flugbewegungen schädlich für das Klima sind. Allerdings kann man inzwischen für das eigene schlechte Gewissen das CO2 kompensieren. Und was bitte ist das etwas anderes, als sein Seelenheil zu erkaufen.

Eine Methode, die wir schon längst aus der Zeit des Mittelalters kennen. Damals hiess das Ablass. Man konnte sich von seinen Sünden befreien, indem man der Kirche grosszügig Geld spendete. Geld, das dann verwendet wurde, um riesige Kirche zu bauen und in diesen Kirchen vor allem unerschöpflich wertvolle Kirchenschätze anzusammeln. Wie schnell dies alles aber zu Asche verpufft, haben wir erst gerade kürzlich miterleben müssen. Viele der Kostbarkeiten konnten zwar gerettet werden, aber die Hülle ist eine Ruine geworden. Wirkliche Geschichte ging für immer verloren, daran kann auch ein Wiederaufbau nichts ändern.

Genauso verhält es sich mit unserer Erde ‒ ist das Klima einmal endgültig zerstört, kann man vielleicht mit viel Glück noch «flicken» und wieder Instand stellen, aber dasselbe wird es wohl nie mehr sein. Aber Hauptsache das Geld fliesst, denn so kann wenigstens unsere Seele ruhig weiter schlafen.

Bettina Leemann
22. April 2019
Bild: zVg

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