Ob Burn, Bore oder Brown ‒ out ist der Mensch auf jeden Fall.
Da haben sich den Menschen stark beeinflussende Begebenheiten eingenistet und weder in politischen noch wirtschaftlichen Kreisen will man das zur Kenntnis nehmen respektive tatsächlich etwas unternehmen. Dass der Mensch aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit verbunden mit den familiären und gesellschaftlichen Verpflichtungen immer wieder seine Grenzen verschieben muss und als Folge zwischenzeitlich in eine Erschöpfungsphase gerät, ist ja nichts Neues. Das gibt es schon seit längster Zeit. Heute nennt man das Burn-out und hat diesbezüglich aus wirtschaftlichen Überlegungen entsprechende Kliniken und Therapiemöglichkeiten geschaffen, um das Ganze wieder auf die Schiene zu bringen. Nur ist man nicht bereit, darüber nachzudenken und zu handeln, damit das Verursacherumfeld durchleuchtet und dem tätigen Menschen angepasst wird.
Schon fast als Gleichgültigkeit seitens der Wirtschaft kann man das Bore-out einstufen. Das betrifft die ArbeitnehmerInnen, welche in ihrem beruflichen Umfeld unterfordert sind, also nicht aufgrund ihren Fähigkeiten im Arbeitsprozess gefördert und integriert werden. Das heisst, man nimmt die Mitarbeitenden nicht ernst, sondern begnügt sich damit, dass die Arbeiten sauber erledigt werden. Das erleichtert auch, je nach Wirtschaftslage und Produktionsaufträgen von ihnen ein effizienteres Arbeiten zu verlangen oder sie einfach zu entlassen.
Kritischer wird es, wenn die ArbeitnehmerInnen in ein Brown-out geraten. Das heisst, wenn die Betroffenen ihre Arbeit als sinnlos betrachten, weil sie sich mit der Firmenphilosophie und den Produkten oder Dienstleistungen nicht mehr identifizieren können. Belastend wird es dann, wenn das Grundbedürfnis einen Sinn in der Arbeit höher eingestuft wird, als der Lohn. In dieser Situation sprechen dann die ArbeitgeberInnen von einem Desinteressen der ArbeitnehmerInnen, und die Betroffenen suchen nach Lösungen, um ihrer Berufsarbeit wieder Inhalt geben zu können.
Diese drei Erscheinungsbilder in der Arbeitswelt kennt man schon seit längster Zeit, nur hatten sie vielleicht eine andere Bezeichnung. Das Ganze ist in sich nicht irritierend oder beängstigend, wird doch im besten Fall darüber geredet und lamentiert, aber keinesfalls irgendwelche Veränderungen in die Wege geleitet. Man könnte ja anstatt die Betroffenen in Therapien, Kuraufenthalte oder sonst wohin abzuschieben, das Arbeitsumfeld nicht nur produktionsgerecht ‒ sprich wirtschaftlich ‒ gestalten im Bewusstsein, dass es letztlich die ArbeitnehmerInnen sind, welche dies möglich machen. Vielleicht ist es das Problem, dass dies Menschen sind und keine Roboter.
Richard Wurz
16. September 2017
Bild: zVg