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Bei diesem Titel handelt es sich um ein Thema, von dem sich in erster Linie die Leserinnen unter Ihnen angesprochen fühlen werden.

Denn von Ihnen wird wohl im Alltag verlangt, oder Sie verlangen es von sich selber, dass Sie mit mehr oder weniger Schminke im Gesicht Ihr Tagwerk bestreiten.

Doch ich habe mir sagen lassen, dass es inzwischen auch eine ganze Reihe von Männern geben soll, die durchaus zum Make-up greifen. Und dann gibt es natürlich auch noch diejenigen Männer, die eine Frau ohne Schminke gar nicht erst ansehen und in ihre Nähe lassen. Sollte ich jetzt da völlig falsch liegen, dann korrigieren Sie mich. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Allerdings kann ich nicht so viel daneben liegen, wenn man die reich beladenen Kosmetikregale in den Läden betrachtet. Knallig bunte Farben, Glitzereffekte und intensives Mascara schreien einem da entgegen.
Auch in der Fernsehwerbung werden einem ständig die neuesten Produkte schmackhaft gemacht. Alle diese Modelle, die uns da auf dem Bildschirm entgegen strahlen, sehen mit der vielen Farbe total „natürlich“ aus. Da bekommt man den Eindruck, dass es eigentlich schon „unnatürlich“ ist, wenn man keine Schminke trägt.

Trotzdem gibt es zahlreiche Frauen, die sich gerne und oft ganz ohne Schminke zeigen. Es gibt umgekehrt viele Frauen, die von sich behaupten, dass sie sich ohne Wimperntusche oder einen Hauch von Lippenstift schlicht und einfach nackt fühlen. Es soll sogar Frauen geben, die nicht einmal die Zeitung aus dem Briefkasten holen, ohne die für sie notwendige Farbe aufgelegt zu haben.

Längst haben wir uns alle im Alltag angewöhnt, eine gewisse Maske zu tragen. Eine Maske, von der wir glauben, dass sie unser Umfeld so sehen und wahrnehmen will. Das Wort Maske kommt denn auch aus dem Theater oder Fernsehbereich. Hier begibt man sich „in die Maske“, um sich quasi ein neues Gesicht verpassen zu lassen. Im Alltag wird die Maske dementsprechend zu einem neuen Ich, das ich mir selber anlege, um mein Innerstes, meine Seele vor neugierigen Blicken und Einblicken zu schützen.
Eine Maske tragen wir aber auch ganz ohne Schminke. Seien wir ehrlich, das tun wir wohl des Öfteren. Oder sind Sie, werter Leser, werte Leserin, immer so offen, dass Sie sich in ihre Seele blicken lassen? Wir haben uns längst antrainiert, in gewissen Situationen einfach mitzuspielen und so zu reagieren, wie wir denken, dass das Gegenüber es von uns erwartet.

Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Manchmal geht es soweit, dass wir sogar selbst vergessen, wie denn unser echtes, unser ungeschminktes Ich aussieht. Es braucht Mut, Selbstbewusstsein und Vertrauen, um sein ungeschminktes Gesicht zu zeigen. Denn ungeschminkt und offen sein, heisst auch verletzlich sein. Man riskiert zudem, andere Menschen durch Offenheit und Ungeschminktheit zu verletzen. Das kann negative Reaktionen auslösen. So wundert es nicht, dass wir kaum mehr ungeschminkt auf die Strasse gehen. Lieber sind wir angepasst als authentisch.

Bettina Leemann
18. April 2017

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