Also wenn Sie mittun … dann wird alles zum Besseren gewendet und Sie werden glücklich sein.
Als ich kürzlich in einem so gescheiten Text nachlesen musste, dass von 10 Versprechen, deren elf gar nie eingelöst werden, hat mich das in meinem Glauben an das gesprochene Wort etwas verunsichert und nachdenklich gestimmt. Natürlich weiss ich, dass die Marktwirtschaft mir mit ihren Produkten Gesundheit, Wohlbefinden und ein langes Leben verspricht, obwohl es höchstens möglich sein könnte, aber nicht zutreffen muss ‒ denn welches Produkt muss ich denn berücksichtigen. In der Buchhandlung weiss ich schon gar nicht mehr, welches Buch ich zwingend lesen muss, um glücklich zu werden. Natürlich zu Gunsten der AutorInnen gleich alle. Sie alle versprechen uns etwas, die Pharmazeuten, Schönheitschirurgen, Bio-Bauern, Veganer, Fitnessinstitute, Hotels mit Wohlfühloasen und viele mehr. Aber da fallen Sie ja schon längst mehr drauf rein.
Das mit den Versprechen hat im laufenden Jahr wieder Hochkonjunktur, denn frau und mann will gewählt werden respektive ihre Partei bei den Wählerstimmen zulegen. Die einen werden ein bisschen grüner, andere noch schweizerischer, jene ein bisschen sozialer, andere halten sich in der Mitte auf, um allen gerecht zu werden. Während der Mensch von der Gasse versucht ist, seine Versprechen einzuhalten und bei Nichtgelingen nicht dem Anderen die Schuld dafür gibt, gehen die PolitikerInnen grosszügiger mit sich um. Manchmal reduzieren sie die Versprechen zur Absichtserklärungen, aber insgesamt immer mit dem Vorbehalt «Das können wir aber nur einhalten, wenn Sie uns wählen und wir die Macht haben».
Also für mich ist das eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Jemand Netter verspricht mir ein feines Nachtessen zu seinen Lasten, lädt mich aber genau dann ein, wenn er/sie weiss, dass ich abwesend bin. So habe ich ihm geholfen, sein Versprechen einzulösen und selber bin ich leer ausgegangen. Dem würde man dann wohl ein leeres Versprechen mit Absicht sagen ‒aber so einen Gedanken möchte ich niemandem unterstellen, schon gar nicht den PolitikerInnen.
Richard Wurz
24. Februar 2019
Bild: Richard Wurz