Die Massnahmen aufgrund der Pandemie akzeptierte man, aber nach fünf Wochen ist der Geduldsfaden gerissen.
Es ist mir klar, dieses Warten auf dass der Alltag wieder alltäglich wird, hat jeden Einzelnen arg strapaziert – und auf etwas warten ist nicht gerade die Stärke des Menschen. Die Pandemie hat nicht nur einen grossen Einfluss auf die Gesundheit, sondern zwingt alle zur Langsamkeit und bringt Zeit zum Nachdenken. Und das belastet natürlich die Geduld übermässig, die schon in «normalen» Zeiten immer wieder in Rücklage gerät.
Es ist unbestreitbar, dass die Menschen in ihrem Alltag an Grenzen gestossen sind und unzählige KMU's vor einem wirtschaftlichen Desaster stehen. So ist es nach vollziehbar, dass nun massive Forderungen im Raum stehen, die gelöst werden müssen. Nun hat der Bundesrat Lockerungen erlassen, die den Betroffenen eine wirkliche Hilfestellung bieten sollen und gleichzeitig nicht einen übermässigen Einkaufsstrom auslösen.
Doch zurückkommend auf das Warten sei die These erlaubt: Wer nicht warten kann, hat das Ziel schon festgelegt und verschliesst sich Neuem. Gewagt, denke ich nicht, denn die Zugverspätung gibt mir Zeit das Buch zu Ende zu lesen, der nicht zur Verabredung erscheinende Gast lässt mich in Ruhe das Glas Wein trinken und ich verwickle mich in ein Gespräch mit einem anderen Gast, das sonst nie stattgefunden hätte. Das Warten auf den Coiffeur-Termin hat ein Ende. Vor lauter Warten vergass man dabei am Morgen in den Spiegel guckend sich zu sagen: «So übel g'sehn i gar nöd us.» Als einem der Risikogruppe zugewiesenen Menschen wird für mich eingekauft und die Zeit des Wartens auf den Einkauf kann ich anders nutzen. So kann das Warten, wenn es nicht ein Erwarten ist, zur eigenen Freude werden und zum inneren Frieden beitragen.
Natürlich kann ich es nicht lassen meine Gedanken weiter zu spinnen. Das gesellschaftliche Leben ist eingeschränkt und das kulturelle Geschehen zum Erliegen gekommen. Im gesellschaftlichen Rahmen wird man sich wieder einspielen und vielleicht nimmt man sogar die positiv gemachten Erfahrungen aus der Krisenzeit mit. Im kulturellen Bereich wird im Frühherbst Einiges auf uns zukommen, denn die Kulturschaffenden werden die Zwangspause sicher dazu nutzen Neues und Kreatives zu erschaffen. Auch wenn wir jetzt nicht wissen, was uns dieses Warten auf das Erwachen der Kultur bringen wird, man kann sich einfach freuen und die Zeit des Wartens für sich anderweitig nutzen.
Richard Wurz
19. April 2020
Bild: Richard Wurz