Die einen müssen, die anderen wollen und wieder andere haben frei, andere demonstrieren, damit ein Arbeiten mit dem Menschen im Mittelpunkt möglich ist.
Der Tag der Arbeit, der 1. Mai, hat für jeden wohl eine andere Bedeutung und wird je nach Kanton auch anders vollzogen. So bedeutet das für die Arbeitnehmenden im Kanton Zürich oder Basel-Stadt ein gesetzlich anerkannter Feiertag, also freigestellt von der Arbeitspflicht, und man kann wählen zwischen Flanieren am See, Einkaufen an einem Ort, wo die Läden offen sind oder der Beteiligung an einer öffentlichen Kundgebung und die fordernden Reden der PolitikerInnen anhören. Im Kanton Aargau ist es zwar nicht gesetzlich anerkannt, aber die öffentlichen Ämter haben nachmittags geschlossen, im Gegensatz zum Kanton Freiburg, da ist für alle Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst ab 12 Uhr arbeitsfrei.
Davon kann aber unter anderem in Fribourg die zweisprachige Kinderkrippe «L’arche des enfants/D‘Chinderarche» nicht profitieren, dafür erhält sie Besuch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga und die Mitarbeitenden der Krippe können am Tag der Arbeit während ihrer Arbeit mit der Bundesrätin über ihre berufliche Situation und die Notwendigkeit einer Krippe für viele Eltern, wenn es um Beruf und Familie geht, diskutieren. Ein gutes Beispiel, wie man am Tag der Arbeit, der einst eine grosse Bedeutung im Kampf um Arbeitsplätze und –rechte hatte, über Arbeit reden und gleichzeitig der Arbeitspflicht nachkommen kann.
In vielen anderen Orten werden heute im Laufe des Tages und des Abends unterschiedlichste politische Forderungen gestellt, auf Missstände hingewiesen, Lösungen angesprochen ohne die Probleme ab morgen lösen zu wollen respektive zu können. Das Wichtigste am heutigen Tag ist wohl, dass die einen einen ganzen oder halben arbeitsfreien Tag geniessen können oder an einer Veranstaltung den Protest gegen herrschende Ungereimtheiten im Staat und in der Wirtschaft los werden. An den meisten Rednerpulten stehen aber jene, die im Herbst einen Sitz im National- oder Ständerat anstreben und ihre Wahlkampagne heute starten.
Es war ein wunderschöner frühlingshafter Tag, der eigentlich zu einem Aufbruch motivieren könnte, aber ob dazu der Tag der Arbeit das Seine dazu beitragen wird, darf zumindest in Frage gestellt werden.
Richard Wurz
1. Mai 2019
Bild: Richard Wurz