Manchmal ist das Leben eine echte Wundertüte und man staunt darüber, was sich denn so alles darin findet.
Ist es ihnen auch schon so gegangen, dass Sie dachten, was kommt denn da noch alles? Um was soll ich mich auch noch kümmern, welche Chance soll ich denn jetzt packen und was ist wirklich eine Chance, was bringt mich nicht weiter? Früher als Kind gab es am Kiosk solche farbige Papiertüte mit dem Namen «Wundertüte». Sie waren teurer als andere Artikel, welche die Kinderaugen ebenfalls leuchten liessen und einem die Entscheidung nicht immer ganz leicht machten. Doch sie versprachen nicht nur Süssigkeiten, sondern auch etwas zum Spielen, auch wenn es meist Quatsch war. Dem Alter der «Wundertüten» bin ich inzwischen längst entwachsen. Doch die Art und Weise, was man alles offeriert bekommt ‒ was man sich vielleicht unter Umständen gönnen sollte, hat sich nicht gross geändert. Sich zu entscheiden ist oftmals eine harte Sache, denn sie bedingt vielfach auch, dass man auf etwas anderes verzichten muss. Entscheidet man sich beispielsweise für eine Familie, dann sollte man sich bewusst sein, dass man in den nächsten rund zwei Jahrzehnten alles zum Wohle der Familie tun wird. So stellt man seine persönlichen Bedürfnisse in den Hintergrund und übt sich in vielen Belangen auf Verzicht. Das fällt einem manchmal schwerer, manchmal leichter. Doch hie und da kommt es tatsächlich vor, dass das Schicksal oder wie auch immer man es nennen will tüchtig zuschlägt. Im Positiven wie im negativen Sinne.
Dann fährt man plötzlich Achterbahn, nimmt Tempo auf und möchte dazwischen mal ein paar Minuten inne halten. Doch es ist wie auf einer tatsächlichen Achterbahn. Sie lässt sich nicht stoppen, man muss die Fahrt zu Ende machen und dabei fährt man durch Höhen und Tiefen. Auffallend ist an solchen Situationen, die Ihnen bestimmt auch bekannt vorkommen dürften, dass sie sich kumulieren. Es kommt dann häufig noch etwas und noch etwas dazu und schliesslich weiss man kaum mehr, wo einem denn der Kopf steht, wofür man sich entscheiden soll. Richtig gemein wird es schliesslich, wenn man sich für etwas entschieden hat und hinterher noch ein Angebot kommt, dass sich praktisch nicht ausschlagen lässt. Manchmal bekommt man Chancen, die gibt es vermeintlich nur einmal im Leben. Ob das tatsächlich so ist, oder ob man sich das nur einredet, kann man auch zu einem späteren Zeitpunkt kaum entscheiden. Der Satz: «Wenn ich damals nicht hätte...dann wäre ich heute...», führt zu keinem Ziel und ist total unbrauchbar, liegt aber anscheinend im Wesen des Menschen. So sollten wir keinesfalls sogenannt verpassten Chancen nachtrauern. Vielmehr sollten wir den Mut haben zu angebotenen Chancen Ja zu sagen und die Wundertüte zu öffnen. Es wäre ja tatsächlich möglich, dass sich darin ein Geschenk verbirgt, das ganz wunder- und wertvoll ist.
Bettina Leemann
18. März 2018
Bild: zVg