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Unter dem Titel «Kult» steht die aktuelle Tournee des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG) und Kult sind nicht nur die Werke, sondern auch der Solist Sebastian Manz und der Dirigent Hugo Bollschweiler und das ganze Orchester.


JSAG 3Ein wunderbarer Sonntagmorgen im Sommer in der Alten Kirche Boswil und auf dem Programm steht wieder einmal das Jugendsinfonieorchester Aargau (JSAG) unter der Leitung von Hugo Bollschweiler mit dem virtuosen Solo-Klarinettisten Sebastian Manz. Unter dem Titel «Kult» steht das Programm und man könnte sich nun als regelmässiger BesucherIn fragen, was denn nun hier zum Kult wird? Sind es anspruchsvollen musikalischen Werke, die Hugo Bollschweiler für «sein» Orchester zusammengestellt hat, ist es der Klarinettist Sebastian Manz, der überall auf der Welt konzertiert, oder ist es gar das Orchester selbst, das langsam einen Kultcharakter bekommen hat, weil es stets für ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art steht? Nun es ist wohl von allem etwas, auch wenn natürlich Hugo Bollschweiler mit George Gershwin's (1898 bis 1927) Ouvertüre zu «Funny Face», dem Concerto for Clarinet, Strings, Harp and Piano von Aaron Copland (1900 bis 1990) und der Sinfonie Nr. 2 in e-moll von Sergei Rachmaninow (1873 bis 1943) durchwegs Werke zusammengestellt hat, die ihren Kultcharakter haben und für ihre Zeit einmalige musikalische Werke sind.

Sich als Orchester mit lauter jungen MusikerInnen an solche Werke heran zu wagen spricht von einer gewissen Coolness des Dirigenten und diese ist bei Hugo Bollschweiler bereits Kult. Längst weiss das Stammpublikum, dass das JSAG unter seiner Leitung nicht nur immer wieder zu neuen Ufern aufbricht, sondern regelmässig Grenzen verschiebt und überwindet und immer wieder für Begeisterung sorgt. Kult war an diesem Morgen in Boswil allerdings auch der Auftritt des weltbekannten Klarinettisten Sebastian Manz. Ohne jegliche Starallüren trat er in dem Werk von Aaron Copland mit dem jungen Orchester in einen musikalischen Dialog und es war eine wahre Freude ihnen allen beim Musizieren zuzusehen und zuzuhören.

Wenn Musik zur Musik wird
Den Grundstein für ein rundum begeisterndes Konzert legte das JSAG mit Georges Gershwin's Ouvertüre. Locker und leicht swingten die jazzigen Elemente durch die Alte Kirche Boswil. Hier war das «Funny Face» nicht nur auf den Gesichtern der Spielenden abzulesen, sondern auch deutlich zu hören. Mit Begeisterung und einer wunderbaren Leichtigkeit wussten die jungen Menschen das anspruchsvolle Werk von Georges Gershwin umzusetzen. Dann kam der grosse Auftritt von Sebastian Manz. Wunderbar leise Töne entlockte dieser im ersten Satz seinem Instrument. Es waren wunderbar innige Momente, die er in der Alten Kirche Boswil zu erzeugen vermochte. Anders dann der zweite Satz. Hier kam es zu einem wunderbaren Dialog zwischen dem Orchester und dem Solisten. Sie alle waren gleichberechtigte Partner und man spürte im Publikum förmlich, dass zwischen dem Solisten und dem Orchester die Chemie einfach stimmt. Das war kein gegeneinander, sondern ein miteinander und ein gegenseitiges sich anspornen zur Höchstleistung. Dies war auch deutlich aus der Zugabe herauszuhören. Hier hatte Sebastian Manz Klezmer-Musik extra für die drei Klarinettisten aus dem JSAG arrangiert und zu viert und gemeinsam mit den Streichern bereiteten sie dem Publikum eine Sternstunde.

Die Pause diente zum wohlverdienten «Durchschnaufen» für Orchester und Publikum, denn danach stand noch die Sinfonie von Sergei Rachmaninow auf dem Programm. Ein überaus bemerkenswertes Werk, das gekonnt genau an der Schwelle zwischen russischer Romantik und Moderne zu stehen scheint. Während der erste und der dritte Satz teils schwermütig klingt und der dritte Satz, sogar an Filmmusik erinnert, sind der zweite und vierte Satz eher agiler und rhythmisch überaus anspruchsvoll. So dass man so weit gehen könnte, dass man von jazzigen Elementen sprechen könnte und damit der Kreis zu Georges Gershwin wieder geschlossen war.

Bettina Leemann
11. August 2019
Bilder: Bettina Leemann

Das JSAG unter der Leitung von Hugo Bollschweiler und Sebastian Manz als Solisten kann man am Freitag, 16. August um 20 Uhr in der Kirche St. Peter in Zürich hören und am Sonntag, 18. August um 17 Uhr im Kultur- und Kongresshaus in Aarau. Weitere Informationen zum Programm unter www.jsag.net

 

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