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Das Young Composers Project am Künstlerhaus Boswil blickt auf eine lange Tradition zurück und hat dabei schon manchen JungkomponistInnen bei den ersten Schritten in die Welt der Komposition geholfen.


home ycp Bettina SkrzypczakGeleitet wird das Projekt von Bettina Skrzypczak und Roman Digion, unterstützt von weiteren Dozenten wie Benjamin Lang, Pierre Funck, Jonas Labhart und Lukas Langlotz. Angesprochen sind alle Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren, sich im Zeitraum von März bis September in sechs Modulen intensiv mit dem Handwerk der Komposition auseinanderzusetzen, dabei neue Wege zu gehen und zukunftsweisende Erfahrungen zu sammeln.

Ein besonderer Moment
Zum Abschluss des Projekts werden die entstandenen Kompositionen der jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei einem Abschlusskonzert in Boswil und an der Kantonsschule Baden von einem professionellen Ensemble aufgeführt. Dies sei immer ein besonderer Moment, hält Roman Digion in einem Gespräch über das Projekt fest. «Die leuchtenden Augen der jungen Komponistinnen und Komponisten und der Stolz auf das Erreichte sind von unschätzbarem Wert, ebenso wie die musikalischen Freundschaften, die im Verlaufe des Young Composers Project geknüpft werden.

Auf die Frage warum es sich lohne, ein so zeitintensives Projekt wie das Young Composers Project durchzuführen, beantwortet Bettina Skrzypczak mit folgenden Worten. «Es geht unter anderem darum, bei den Jugendlichen, die am Komponieren interessiert sind, ein grundsätzliches Verständnis dafür zu wecken, was Komponieren überhaupt heisst – es mehr bedeutet, als einfach spontan Noten zu schreiben und Klänge zu produzieren.» Roman Digion hält dazu fest, dass im schulischen Alltag die Kreativität oft zu kurz komme. «Die intensive Beschäftigung mit der Frage, wie ich mich in einem nonverbal-abstrakten System, wie es die Musik ist, sinnvoll ausdrücken kann und welche Emotionen und künstlerischen Aussagen ich nach aussen tragen kann und will ist oftmals eine ganz neue und zukunftsweisende Erfahrung.»

«Ein Komponist ist ein ewig Suchender»

Bettina Skrzypczak

«Sich der eigenen Musik stellen»
Junge Menschen zu motivieren, die Musik, die sie im Kopf haben, niederzuschreiben und damit öffentlich zu machen, ist gar nicht immer so einfach. Dazu hält allerdings Bettina Skrzypczak fest, dass die jungen Menschen durchaus motiviert seien und Ideen hätten. Ideen, die sehr ernsthaft, aber auch spielerisch seien. Zur Frage, wann denn von Komposition gesprochen werden könne, macht sie folgende Aussage: «Von Komposition kann man dann sprechen, wenn die Idee reflektiert und anschliessend möglichst genau aufs Papier gebracht wird. Das unterscheidet die Komposition von der Improvisation.» Roman Digion ergänzt, dass es in der Tat eine Reihe von Jugendlichen geben würde, die Songs schreiben oder improvisierend Stücke für ihr Instrument entwickeln würden. «Im Normalfall geschieht dies autodidaktisch und nicht selten im Verborgenen, weil es erstens unüblich ist, Kompositionsunterricht zu besuchen und zweitens der eigene musikalisch-kreative Ausdruck etwas sehr persönliches ist. Deshalb ist es nicht leicht, sich mit der eigenen Musik einem prüfenden Blick zu stellen.

Neben allen diesen Herausforderungen und dem grossen Willen sich intensiv mit Musik und deren Notation auseinander zu setzen, hat sich die Kompositionstechnik in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Mit der Erfindung des Computers hat auch in diesem Bereich die Digitalisierung Einzug gehalten. Konkret bedeute dies, dass man gänzlich ohne Notenschrift komponieren könne. Die beiden Projektleiter halten allerdings abschliessend fest, dass sobald konventionelle Instrumente beteiligt seien, es sehr wichtig sei, dass man sich mit deren Akustik, Notation und Spieltechnik auseinandersetze. «Es geschieht nur allzu leicht, dass es am Computer gut klingt, aber in der Realität scheitert», erklärt Roman Digion und auch Bettina Skrzypczak ergänzt, dass es heute Komponisten gebe, die ihre Werke ausschliesslich in elektronischen Studios oder am Computer erschaffen. «Voraussetzung in solchen Fällen sind hohe Kenntnisse des technischen Handwerks und ein kritisch-kreativer Umgang mit dem Apparat.»

In diesem Sinne sind alle Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren, die sich für die Entstehung von Musik und das Komponieren interessieren aufgefordert, sich doch einem bereichernden Prozess wie dem Young Composers Project zu stellen und sich dafür anzumelden.

freiamtplus
2. Februar 2020
Bilder: zVg

Weitere Informationen unter  www.kuenstlerhausboswil.ch