«Grand Tour Caspar Wolf»
Man trifft nicht auf ein pompöses Filmstudio beim Besuch von Filmemacher Moritz Hossli, dafür entstehen in diesen engen Räumen hervorragende Kurzfilme. Es ist das Tapir Filmatelier von Pablo Callisay und Moritz Hossli. «Die Filme entstehen draussen vor Ort und hier passiert die Feinarbeit und dafür genügen diese Räumlichkeiten», erklärt Moritz Hossli. Er sei auf Umwegen beim Filmen «gelandet», meint er mit einem Lächeln. Schon im Vorkurs an der Kunsthochschule in Luzern habe er sich für den Film interessiert, aber er habe sich für die Kunst entschieden, denn diese bot mehr Möglichkeiten. «Ich habe alles ausprobiert und letztlich herausgefunden, dass der Film und die Installationsarbeiten mich am meisten interessieren.» Und dabei ist er geblieben.
Von der Braunkohle zu Caspar Wolf
In seiner Arbeit suche er immer ein Thema, das er als Filmer oder in einer Installation umsetzen könne, so Moritz Hossli. So entdeckte er im Kunsthaus Aarau, als er vor drei Jahren eingeladen war, an der Ausstellung «Caravan – Ausstellung für junge Kunst» mitzumachen im Archiv Bilder von Caspar Wolf mit seinen Gletschern. «Irgendwie habe ich damals einen modernen Blick gesucht, um mich mit dem Gletschergeschehen auseinanderzusetzen.» Die Gletscher selber habe er nur aus der Ferne gesehen. Er habe mit einer Drohne Bilder vom Aletsch- und Rhonegletscher gemacht. Das sei dann die Ausgangslage gewesen und er dachte sich, damit könne er etwas machen. «Ich suchte nur noch die Ebene, wo der Mensch auch mit reinkommt, denn das ist wichtig in Bezug auf den Klimawandel bei einer Gletscherbetrachtung.»
Moritz Hossli
Der Ursprung sich jetzt mit den Gletschern filmisch auseinanderzusetzen, liege sicher in der Zeit, als er die Braunkohlenbergwerke in Deutschland besuchte und fotografisch festhielt. «Auch eine verrückte Landschaft und so war es irgendwie fast zwangsläufig klar, dass ich mich jetzt mit den Gletschern befasse.» Die Landschaft an sich sei für ihn in seiner Arbeit schon immer ein grosses Thema und er setze sich mit der Landschaftsveränderung auseinander. So haben seine Fotos von dem Braunkohlenabbau eine malerische Qualität und aus der Gruft wurden Landschaftsbilder. «Es wird abgebaut und aus der Gruft wird eine seltsame, fast mystische Mondlandschaft.» So ist letztlich das Caspar Wolf-Video eine Fortsetzung seiner Arbeit über den Braunkohleabbau.
Ein Gletschergelübde
Der Gletscher und der Mensch seien in seinem Film statisch, bewegen würde sich die Kamera. Das sei für ihn wie eine Referenz an die Malerei: Man könne die ineinanderfliessenden Bilder einzeln aufnehmen, denn es sei keine konkrete Geschichte, sondern abstrakte Bilder der verschiedenen Strukturen. Ein bedeutender Teil davon sei die Prozession, deren Ursprung bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht. Man legte beim Papst ein Gelübde ab, versprach sich zu bessern und führt bis heute gegen die Gewalt der Natur mit ihren Überschwemmungen eine Prozession durch und wurde so Herr über die Natur. Früher waren sie dafür bestimmt, dass der Gletscher zurückgeht und heute, damit er bleibt. Moritz Hossli stellt in seinem Film den Gletscherausschnitten die Menschen in Wärmebildern gegenüber. Es entsteht ein Film mit den klar aussagenden Caspar Wolf Bilder über die damals herrliche Berglandschaft eine mystische Interpretation von Gletscher und Mensch gegenüber, aus der man gedanklich heraus- und mitnehmen kann, was einem anspricht.
Richard Wurz
22. März 2022
Bilder: Richard Wurz
Weitere Informationen unter www.diezukunftkuratieren.ch/ und www.murikultur.ch/ und www.moritzhossli.com