…wenn Welten sich finden
Am Abend schlüpfte Fabienne Bossart-Meier in der Eigeninszenierung «Väter + Söhne» des Kellertheaters Bremgarten in die Rolle der Katerina Sergejewna, am Kafi-Tratsch aber war sie sehr zur Freude der Besucher:innen einfach Fabienne Bossart-Meier. Es sei hier eingefügt, dass man sich ein Besuch des Theaterstücks durchaus gönnen darf (sollte). Mit 18 Jahren habe sie zum ersten Mal in einem Theaterstück mitgespielt, aber das Hauptgewicht in dieser Zeitphase lag in der Ausbildung des ordentlichen Berufes als Reisebürofachfrau, erklärte Fabienne Bossart-Meier. Doch nach Abschluss dieser Ausbildung habe sie sich aufgemacht den Weg zur Schauspielerei zu finden. Ein entscheidender Schritt sei die Ausbildung zur Schaupielerin von 2015 bis 2018 an der EFAS (European Film Actor School) gewesen und sie in verschiedenen Theaterstücken wie «Der Drache», «Fräulein Julie» oder «Drei Schwestern» mitspielen konnte. Und wichtig sei, dass in Gesprächen über Kultur nicht einfach nebenbei vom «Theäterle» die Rede gewesen sei, sondern vom Theater als bedeutender Bestandteil der Kultur.
Drehbuch oder Improvisation
Der Mensch übernimmt immer wieder neue Rollen – im Alltag, Privat, Beruf, Gesellschaft, Politik – in vielen Situationen mit Drehbuch oder lernt zu improvisieren und man kommt damit klar oder auch nicht. Natürlich treffe dies zu, meinte Fabienne Bossart-Meier, fügte aber gleich an: «Ich schlüpfe wohl immer wieder in eine andere Rolle, aber bevor ich diese andere Rolle übernehmen kann, muss ich kennen lernen wer ich bin und mich ablegen kann.» Nur so könne und sollte man eine andere Rolle übernehmen. Diese müsse sie auf der Bühne auch durchspielen, denn sie könne nicht einfach während dem Stück sagen: «Jetzt ist genug, ich gehe, auch wenn ich manchmal möchte.»
Fabienne Bossart-Meier
Das dürfe man aber nicht so eng sehen, auch wenn während zwei Stunden wie im Stück «Väter + Söhne» die Katerina Sergejewna respektive Regisseur Dodó Deèr und Choreografin Mariana Coviello meine Worte und Bewegungen bestimmen, erklärte sie mit einem Lächeln. Es sei wie ein sich aus dem eigenen Leben nehmen und ein anderes aufzeigen. So spiele sie auf der Bühne Katerina Sergejewna und Fabienne Bossart-Meier nehme mit den alltäglichen Gedanken Platz im Zuschauerraum. «Unabhängig der Rolle, ich bleibe immer Fabienne.» Sie gestehe aber, dass sie noch viel lieber als eine Rolle spielen, einfach mit Menschen ohne Drehbuch zu spielen … zu improvisieren, denn da gehe es darum, sich von etwas zu lösen – von einer festen Vorstellung, von einem Ziel, vor der Perfektion. «Für mich ist Improvisation Kunst und Kunst ist frei», betonte sie. Nachgefragt nach dem politisch korrekten Theater, meinte sie, dass es kein Theater mehr geben würde, wenn jede Rolle «sogenannt» politisch korrekt dargestellt werden müsste. Jedes Theaterstück entstehe in einer eigenen Zeitphase und widerspiegele dieses Geschehen. Natürlich müsse das Theater unterhaltend sein, für die Zuschauer:innen ein Genuss und Entspannung, aber Fragen dürfen darin ihren Platz finden. Fabienne Bossart-Meier bringt es so auf einen Punkt: «Die Zuschauer:innen Freude darüber haben, was wir machen - wir Schauspieler:innen Freude und Leidenschaft dafür haben, was wir machen – die Politik wertschätzt, was wir machen.» Es sei letztlich die hemmungslose Offenheit auf der Bühne, die das Spiel so reizvoll macht.
Richard Wurz
26. Februar 2025
Bilder: Bruno Rotach
Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 29. März um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch/kafi-tratsch
«Väter + Söhne» wird bis 29. März im Kellertheater Bremgarten aufgeführt. Weitere Informationen und Reservationen unter www.kellertheater-bremgarten.ch