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Anne-Cécile Gross will mit der Orchesterakademie im Herbst dieses Jahres in Boswil ein ganz besonderes Orchester zusammenstellen.


Orchesterakademie 2Anne-Cécile Gross, Leiterin des Jugendorchesters Freiamt, will nun gemeinsam mit dem Künstlerhaus Boswil ein neues Orchester lancieren. Die Orchesterakademie soll ein generationenübegreifendes Projekt für Laien und Profimusiker gleichermassen werden. Doch hinter der Idee von Anne-Cécile Gross verbirgt sich noch viel mehr. Die quirlige Dirigentin weiss, was sie will ‒ mit der Orchesterakademie will sie sich eine Art Lebenstraum erfüllen.

Musik und Gesundheit
Beim Blick auf den Flyer für die Orchesterakademie fällt einem auf, dass nicht nur Musik gemacht wird, indem Anne-Cécile Gross Werke ausgewählt hat, welche das Repertoire erweitern sollen. Auf dem Flyer steht vielmehr auch das Wort «Körperarbeit». Und mit Johanna Gutzwiller und Irene Spirgi-Gantert sind zwei renommierte Dozentinnen für Musikphysiologie und Physiotherapeutinnen vertreten. Warum braucht es ausgerechnet diese beiden Personen bei einem Projektorchester ist dabei die Frage, die sich aufdrängt? Anne-Cécile verfällt sofort in ein Feuer und erklärt wortreich, was eigentlich offensichtlich auf der Hand liegt. MusikerInnen beanspruchen durch die Haltung ihres Instrumentes gewisse Partien ihres Körpers ganz besonders und laufen auch Gefahr, sich zu verkrampfen oder sich so eine unnatürliche Haltung anzueignen, dass sie schliesslich nur noch unter Schmerzen spielen können. Dass dies nicht gesund ist, das ist offensichtlich. «Eigentlich sind wir MusikerInnen nichts anders als SportlerInnen», gibt die Dirigentin zu bedenken und fordert auf, darüber nachzudenken, was im Sport praktisch in jedem Dorfverein bereits praktiziert wird. Die Antwort ist klar: «Wir alle wissen inzwischen, dass wir vor dem Sport den Körper aufwärmen und nach dem Sport auch wieder dehnen sollten.» Jeder grössere Verein verfügt über PhysiotherapeutInnen, welche die SportlerInnen betreuen und ihnen die richtigen Übungen zeigen. Doch im Bereich der Musik fehlt so etwas. Anne-Cécile weiss, wovon sie spricht. Auch sie hat durchaus schmerzhafte Erfahrungen machen müssen und sich immer wieder mit Musikphysiologie auseinandergesetzt. Dieses Wissen über Körperarbeit will sie durch die beiden anwesenden Profis an die TeilnehmerInnen der Orchesterakademie weitergeben. «Die Leute sollen erfahren, dass das Konzertresultat vor allem auch vom körperlichen Befinden abhängig ist. Nur weil wir dafür Körperübungen machen und nicht an den Stücken proben, heisst es aber nicht, dass wir schliesslich schlechter spielen», hält sie begeistert fest und fügt weiter an, dass die TeilnehmerInnen in der Woche der Orchesterakademie lernen sollen, dass diese investierte Zeit auf keinen Fall verlorene Zeit ist.

Repertoire erweitern
Doch Anne-Cécile Gross will nicht alleine mit der Körperarbeit überzeugen. Bei der Orchesterakademie soll es auch darum gehen, selten gespieltes Repertoire zu entdecken und spielen zu können. Aus diesem Grund hat sie für die erste Orchesterakademie ein Programm zusammengestellt, das äusserst vielversprechend ist. Da wird zum einen ein Konzert für Koloratursopran von Reinhold Glière (1875 bis 1956) zur Aufführung gebracht, von Anton Arensky (1861 bis 1906) die Sinfonie Nr. 1 und von Paul Juon (1872 bis 1940) Ingeborgs Klage. Bei der Aufführung von Paul Juon's Werk handelt es sich um eine Schweizer Erstaufführung. Das Werk des Schweizer Komponisten mit russischer Abstammung wir zurzeit gerade editiert und da hat sich Anne-Cécile Gross darum bemüht, eines seiner Werke aufführen zu können.
Die Orchesterakademie wird vom 1. bis 7. Oktober 2018 im Künstlerhaus Boswil stattfinden. Anmeldungen sollten bis zum 30. April erfolgen. Für die BläserInnen wird am Samstag, 2. Juni, ein Bläsertag stattfinden, bei dem die Stimmen eingeteilt werden. Die Konzerte finden am Samstag, 6. Oktober, und am Sonntag, 7. Oktober, statt. Das Konzert am Samstag ist in der Alten Kirche Boswil. Für den Sonntag sucht man aktuell noch einen Aufführungsort.

Bettina Leemann
15. März 2018
Bild: Bettina Leemann

Weitere Informationen und Anmeldungen unter: Künstlerhaus Boswil, Telefon 056 666 12 85 und unter www.kuenstlerhausboswil.ch/ort-der-musik/boswiler-akademie/Orchester-Akademie