Die Inszenierung «Der Drache» des Kellertheaters Bremgarten hält, was sie verspricht ‒ einen interessanten Theaterabend.
Das Theaterensemble des Kellertheaters Bremgarten spielt überzeugend und das «Hausorchester» unterstreicht die zum Teil turbulenten Szenen musikalisch hervorragend ‒ Regisseur Simon Ledermann hat es einmal mehr verstanden die Bühne zu Bremgarten auf beste Art zu beleben. Nimmt man aber nun zur Kenntnis, dass Jewgeni Schwarz 1943 ein Politmärchen geschrieben hat, das von seiner inhaltlichen Aussagekraft bis heute nichts verloren hat, dann fehlen dem Abend ein bisschen die Schärfe, Ironie und Dringlichkeit.
Drei weg, einer bleibt
Der Drache erschien nie wirklich auf der Bühne und so wurden auch keine Köpfe abgeschlagen. Dieser wird aber Bestens personifiziert von einem eleganten Herrn (Erich Borner), einer Lady (Hildegard Hilfiker) und einem Rock′n′Roller (Franky Weber). Sie boten dem Reiseabenteurer und Drachentöter Lanzelot (Andreas Müller) auf eine herrliche Art Paroli, auch wenn er ihnen letztlich den Kopf abschlug. Das politische Windspiel verkörperte der verhaltensauffällige und psychotische Bürgermeister (Hansjörg Gygli), der vom Lobsänger auf den Drachen, zum Drachentöter und abgesetzten Bürgermeister mutierte. In nichts stand ihm sein Sohn Heinrich (Sebastian Meier) nach, denn auch er wollte nichts anderes als Macht und Einfluss und natürlich Elsa (Fabienne Meier). Sie ist die Tochter vom Archivar (Nik Meyer) und «fällig» als Opfer des Drachens.
Die Bevölkerung selbst nahm teilnahmslos, je nach Wetterlage, am Geschehen teil, bis auf die Katze (Anja Betschart) und der Esel (Barbara Berner), die beide in den Ablauf der Geschichte hervorragend und wohltuend eingriffen.
Da wäre noch die Moral der Geschichte. Der Drachen verlor seine drei Köpfe, der Bürgermeister konnte die somit auch gerettete Elsa nicht heiraten und musste seine kurz gewonnene Macht an seinen Sohn Heinrich weitergeben. Dieser konnte diese behalten, bis Lanzelot wieder zurück kam und Elsa glücklich machte und die Bürger aufrief, sie sollen jetzt die Freiheit wahrnehmen und das Leben leben. Lanzelot dagegen übernimmt das Amt des Präsidenten nicht, denn seine Aufgabe ist es, Drachentöter zu sein. Der Job als Drachen liegt ihm nicht.
Zwei in einem
Eigentlich sind es zwei Inszenierungen in einem Stück ‒ hier das Wort, da die Musik. Viel Gemeinsames mögen sie nicht aufweisen und so hervorragend die Musik interpretiert wird, wirkt sie doch distanziert zum Text und lässt die Wirkung einzelner Textpassagen gar nicht wirksam aufkommen. Die Musik wirkt aufgesetzt und hinterlässt das Gefühl, als ob man damit den Text kaschieren will. Dabei steckt in den Worten so viel Nachdenklichkeit, Direktheit und Ironie, die letztlich den «Drachen» lebendig und aktuell machen. Das zeigte sich vor allem nach der Pause, welche das Publikum etwas unsanft aus dem Stück herausholt und den Wiedereinsteig schwer macht. Denn eben nach dieser Pause kam es fast zu einem zirkusähnlichen Spektakel zwischen Theater, Wort und Musik. Aber vielleicht war das Absicht, denn letztlich sind die Herrschaftssysteme, ob gut oder böse, auf fatale Weise irgendwie immer gleich.
Richard Wurz
17. März 2018
Bilder: Richard Wurz
Alle Aufführungen von «Der Drache» finden im Kellertheater Bremgarten statt. Die letzten Vorstellungen am Freitag/Samstag, 13./14. April um 20.15 Uhr. Vorverkauf: Something Special, Marktgasse 20, Bremgarten, Telefon 056 633 44 22; weitere Informationen www.kellertheater-bremgarten.ch