Der Förderverein des Künstlerhauses Boswil lud am vergangenen Wochenende zum traditionellen Weihnachtskonzert ein. Dabei gab es eine in der alten Kirche eher selten gespielte Paarung zu hören.
Lukas Gernet und Cinzia Catania interpretierten Jazz, während die Literaturprofessorin Hildegard Keller Texte aus der Literatur las. Das passend zur Adventszeit gestaltete Programm stand unter dem Titel «Du liebe Zeit». Vor allem in den literarischen Texten, welche Hildegard Keller vortrug, ging es immer wieder um die Zeit. Vor allem um die Zeit in der die Autoren gelebt hatten. So kam es zu einem Meeting mit Gottfried Keller, der in seinen Briefen an Lydia Escher schrieb. Auch über Lydia Escher erfuhr man an diesem Abend vieles. Sie war eine reiche Frau, die aber trotz ihres Reichtums nie die Möglichkeit hatte, sich auszuleben und ihren eigenen Weg zu gehen. Bekanntschaft schloss man an diesem Abend auch mit mutigen Frauen wie Rosa Luxemburg, die sich nicht einfach darauf einliess in Zürich ihre Doktorwürde, welche man ihr verliehen hatte, auszukosten, sondern nach Berlin weiterzog, um schliesslich für ihre Ideale zu sterben. Hannah Arendt entging dem Tod durch das NS-Regime nur knapp. Auf der letzten Schiffspassage nach Amerika gab es noch einen Platz für sie und so gelang ihr die Auswanderung nach Amerika, wo sie weiter für ihre Ideale kämpfte. Diese literarischen Geschichten und vor allem Einblicke in Lebensgeschichten waren eingebettet in Jazz-Balladen welche Cinzia Catania und Lukas Gernet liebevoll interpretierten.
Sanfter Jazz mit Wohlfühlfaktor
Bei den Jazz-Balladen fühlte man sich im Publikum, die alte Kirche war übrigens ausverkauft, so richtig wohl. Die warme Stimme von Cinzia Catania war keineswegs schrill oder zu dominant, sondern vielmehr wunderbar ausgeglichen und trotzdem sehr klar. Fast ein kleines Schattendasein hatte dabei Lukas Gernet, der es verstand seine Gesangpartnerin auf dem Flügel den musikalischen Boden zu legen. Ausgefeilt und wunderbar passend waren seine Improvisationen und er verstand es vorzüglich auf die Eigenheiten seiner Partnerin einzugehen und dieser mit seinem feinfühligen Spiel die nötige Strahlkraft zu verleihen. Ein wahrer Genuss für die Ohren waren nicht nur die bekannten Balladen, welche die junge Sängerin gekonnt in Szene setzte, sondern vor allem auch die sizilianischen Lieder, welche so stimmungsvoll interpretiert wurden. Die sizilianischen Wurzeln der Sängerin waren dabei deutlich zu spüren. Das Feuer, das Temperament und die Kraft, welche in diesen Liedern zu hören und zu spüren war, übertrug sich als wohliges Gefühl auf das Publikum.
Mit diesem besonderen Weihnachtskonzert ist es dem Förderverein des Künstlerhauses Boswil einmal mehr gelungen das Publikum zu begeistern und seinen Mitgliedern eindrucksvolle Momente zu schenken.
Bettina Leemann
8. Dezember 2019
Bilder: Bettina Leemann
Weitere Informationen über die Aktivitäten des Fördervereins Künstlerhaus Boswil unter www.kuenstlerhausboswil.ch