In der Rauminstallation «Reading Caspar Wolf» schafft die Künstlerin Sadhyo Niederberger im Museum Caspar Wolf in Muri Verbindungen zwischen der Landschaftsmalerei Caspar Wolfs und dem heutigen Landschaftsverständnis.
An der «Grand Tour Caspar Wolf» beteiligen sich 16 Künstler*innen aus der ganzen Schweiz unter der Reiseleitung von Kurator Peter Fischer und präsentieren im Frühling 2022 in einer Ausstellung ihre An- und Einsichten zum Thema Caspar Wolf (1735 bis 1783), seiner Kunst und seiner Zeit und heute. Caspar Wolf hat die Alpen und Landschaften auf seine Art gesehen und in Bildern festgehalten, die am Projekt beteiligten Kunstschaffenden setzen bildnerisch ihr Verhältnis zum Alpenraum um und stellen sich die Frage: Was ihre Werke letztlich von der heutigen Umwelt erzählen?
Das geistige Archiv
Im Rahmen dieses Projektes hat die Künstlerin Sadhyo Niederberger im Caspar Wolf Museum eine Rauminstallation geschaffen. Der Ausgangspunkt dazu war für sie den Bergmaler Caspar Wolf in seiner ganzen Breite besser kennen zu lernen. Für sie ist Caspar Wolf als Maler ein Vorläufer für spätere Maler, denn an ihm kommt man im Spektrum Berg- und Landschaftsmalerei nicht vorbei. Sie erinnert daran, dass man anno dazumal über ihn gelächelt hat, wenn er mit der Staffelei und den Malutensilien in die Landschaft hinausging, um vor Ort zu malen. Das Söriker Tobel in Muri ist unter anderem ein eindrückliches Beispiel für seine Schaffensweise. Seine Sichtweise der Landschaften und sein sparsamer Umgang mit der Farbe haben ihn aus heutiger Sicht zum Spezialisten des 18. Jahrhundert gemacht, betonte Sadhyo Niederberger im Gespräch. «In meiner Arbeit steht die Sicht im Vordergrund und nicht die Malerei. Also ein Sammeln von Gedanken von verschiedenen Menschen mit eigenen Augen.» Auf die Frage warum gerade Caspar Wolf meinte sie: «Ich bewege mich in meinen Arbeiten immer in der Moderne oder im Mittelalter und suche die Verbindungen.» Mit ihrer Rauminstallation wolle sie sich mit dem Damals auseinandersetzen und gleichzeitig eine Verbindung zur heutigen Sichtweise schaffen. So sei auch die «Grand Tour Caspar Wolf» ausgerichtet, denn die 16 mitwirkenden Kunstschaffenden setzen sich in Gedanken an die Sichtweise von Caspar Wolf mit der heutigen Situation in der Landschaft und den Veränderungen auseinander.
Das im Entstehen begriffene Archiv sei wie eine Kryptopoesie, denn es fügen sich immer mehr Notizen, Dokumente und Text- und Bildmaterial zusammen und wird zu einem einmaligen Fundus im Bereich der Berg- und Landschaftsmalerei. «Der Prozess ist in Bewegung und ich kann mit meinem Archiv neue Wege in der Sichtweise dokumentieren.» Natürlich sei das auch eine Beeinflussung im laufenden Projekt, meinte Sadhyo Niederberger, aber damit müsse man umgehen können. «Gegenseitige Beeinflussung gehört dazu, wenn man sich trifft.» So wird Sadhyo Niederberger ein geistiges Archiv über Caspar Wolf und seine Einflüsse erarbeiten. Es ist schon viel über Caspar Wolf publiziert worden, aber das Archiv von Sadhyo Niederberger wird das erste in diesem umfangreichen Rahmen sein.
Richard Wurz
9. September 2021
Bilder: Richard Wurz
Die Ausstellung «Reading Caspar Wolf» im Caspar Wolf Museum ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.murikultur.ch