Zum ersten Mal war im Festsaal Muri das Tonhalle-Orchester Zürich mit einem mitreissenden Programm zu hören.
Der Festsaal in Muri war seit Wochen bis auf den letzten Platz ausgebucht, und das hatte seine guten Gründe. Auf dem Programm stand das Tonhalle-Orchester Zürich und gespielt wurde zum einen in einer kleinen Besetzung das barocke Konzert für zwei Trompeten und Orchester von Antonio Vivaldi (1678 bis 1741) und vom tschechischen Komponisten Antonín Dvorák (1841 bis 1904) die tschechische Suite und die Sinfonie Nr. 9 «Aus der Neuen Welt».
Ein kleiner Saal für ein grosses Orchester
Noch nie hatte das Orchester in einem so kleinen Saal gespielt, wie am Konzert in Muri. Trotzdem waren viele der MusikerInnen beim ersten Anblick des Saal in einem positiven Sinne überrascht. Nur wenige der Orchesterleute hatten schon einmal in Muri gespielt, aber diese konnten nur voll des Lobes vom Festsaal berichten.
Davon und von der Begeisterungsfähigkeit des Publikums konnten sich nun ihre KollegInnen selbst überzeugen. «Das ist ja wie in Wien», war einer der erstaunten Aussprüche eines Musikers, als er für die Vorprobe den Saal betrat und über den hohen Raum und die prachtvollen Kronleuchter staunte. Ein anderer dagegen hielt lakonisch fest, dass dies wohl tatsächlich der kleinste Saal sei, in dem er je gespielt habe. Trotzdem freuten sich die Mitglieder des Tonhalle-Orchesters darauf, einmal in Muri zu spielen. Sie alle waren sehr gespannt, wie denn ihr Programm beim Publikum ankommen würde.
Dies sei an dieser Stelle bereits vorab genommen. Trotz der überaus warmen Temperatur im Saal war das Publikum zum Schluss restlos begeistert. Das Schwitzen hatte sich mehr als gelohnt, denn das Zürcher Spitzenorchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Lionel Bringuier liess den Vivaldi herrlich perlen und den Dvorák mächtig klingen.
Klangvoller Barock und schwelgerische Romantik
Überaus mitreissend und beinahe atemberaubend waren die Solopartien der beiden Trompeter Philippe Litzler und Heinz Saurer. Es war wunderbar mitzuverfolgen, wie die beiden Trompeter alleine mit Blickkontakt miteinander kommunizierten und dabei auf allerhöchstem Niveau miteinander musizierten. Da stimmte einfach alles und Vivaldi kam überaus locker und sprudelnd beim begeisterten Publikum an.
Das ganze Orchester war dann in der Sinfonie von Dvorák gefragt. Diese wunderbare Sinfonie, die so viel an Emotionen musikalisch verpackt hat, ist immer wieder ein Genuss zu hören. Und hier warf das Tonhalleorchester sein ganzes Können in die Waagschale. Wunderbar differenziert die StreicherInnen. Wunderschön die solistischen Einsätze der einzelnen BläserInnen. Da gab es kaum etwas zu kritisieren.
Auch das Faktum, dass man dem jungen Dirigenten Lionel Bringuier unterstellt, er könne das Orchester nur laut und mächtig klingen lassen, liess sich in Muri nicht bestätigen. Herrlich leise Passagen, die mit voller Inbrunst gespielt waren, wechselten sich mit machtvollen ab und so war das Konzert ein wahrer Hörgenuss, den der Festsaal in dieser Art wohl noch kaum gesehen und gehört hat. Es bleibt wahrlich zu hoffen, dass das Tonhalleorchester Zürich nicht sein erstes und letztes Gastspiel in Muri gegeben hat.
Bettina Leemann
29. Mai 2017
Bilder: Bettina Leemann