Nein, das Jugendorchesters Freiamt ist nicht mondsüchtig, doch musikalisch setzten sie sich im letzten Zyklus intensiv mit dem Erdtrabanten auseinander.
Anne-Cécile Gross, die Leiterin des Jugendorchesters Freiamt, weiss, was sie von ihren jungen MusikerInnen erwarten kann und so stellt sie ihr Orchester immer wieder vor neue Herausforderungen. Ein musikalisches Programm, das sich rundum mit dem Mond beschäftigt, hatte sie für die Wintertournee des Orchesters zusammengestellt. Dabei spielte der Mond als Erdtrabant nur eine sekundäre Rolle. Vielmehr hatte man sich bei der Zusammenstellung des Programms mit Wortspielereien auseinandergesetzt. Das reichte von den «mondänen» Deutschen Tänzen von Franz Schubert (1797 bis 1828) bis hin zum russischen Komponisten Alexander Borodin (1833 bis 1887), der eine Nachtmusik geschrieben hatte und dem legendären Jacques Offenbach (1819 bis 1880), der mit seinem Galop infernal dem Cancan schlechthin einen Welthit gelandet hat, der wohl noch heute Mondsüchtige zum Tanzen bringt. Zwischen diesen bekannten Komponisten wurden die Kompositionen von Joseba Zbinden (*1998) uraufgeführt. Sie hat ihre Kompositionen dem Künstler Piet Mondrian (1872 bis 1944) gewidmet.
Kompositionen für Kunst
Die junge Aargauer Komponistin wurde im Rahmen von JOFuture, welches jungen und talentierten MusikerInnen aus dem Aargau die Möglichkeit bietet mit dem Jugendorcherster Freiamt entweder eine Auftrittsmöglichkeit zu bekommen oder eben ihre Werke durch ein Orchester aufführen lassen zu können, berücksichtigt. Dabei führte die junge Komponistin das zahlreich in der Alten Kirche Boswil erschienene Publikum gleich selbst in ihre Werke ein. Sie hatte sich bei ihrer Arbeit von Werken des Künstlers Piet Mondrian inspirieren lassen. So unterschiedlich die Bilder von Piet Mondrian in Bezug auf die Stilrichtungen und die Art und Weise, wie er die Bilder gemalt hat, sind, so unterschiedlich ist auch die Musik, welche Joseba Zbinden erschaffen hat. Da entdeckt man volkstümliche Melodien oder ebensolche, welche bestens zu Filmmusik passen würden, neben sperrigen Rhythmen und Klangbilder, die man so wohl kaum schon zu Ohren bekommen hat. Eine überaus abwechslungsreiche klangliche Erfahrung darf da das Publikum machen und auch die jungen StreicherInnen sind stark gefordert, wenn es darum geht, mit anspruchsvollen Techniken die Werke von Joseba Zbinden zum Klingen zu bringen. Ein Aufwand, der sich aber durchaus lohnt und spannend zu hören ist.
Feine Spielweise eines jungen Orchesters
Allgemein ist es Anne-Cécile Gross mit dem Programm «Mond» einmal mehr gelungen ein stimmiges Programm zusammenzustellen. Der tänzerische Schubert gefällt und führt ein in den Abend, während die Werke von Zbinden das Zentrum bilden. Der Abend setzte sich schliesslich fort im eher ruhigen und melancholischen Borodin, um schliesslich mit dem Cancan von Offenbach einen Schlusspunkt zu setzen, der das Publikum zu begeistern wusste. Einmal mehr hat das junge Streichorchester mit seiner mutigen und freudigen Spielweise überzeugt. Nur zu gerne lässt man sich von ihnen mitreissen und entsprechend honoriert wird der Mut auch mit langem und wohlverdientem Applaus.
Bettina Leemann
25. November 2018
Bilder: Bettina Leemann