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Edicson Ruiz ist ein weltbekannter Kontrabassist. Er war in Boswil gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester Aargau zu hören.


Kontrabass1Wann haben Sie zum letzten Mal einen Musiker der Berliner Philharmoniker getroffen? Am Künstlerhaus in Boswil war dies möglich. Denn Edicson Ruiz, der aus Venezuela stammende Kontrabassist, trat gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester Aargau (JSAG) unter der Leitung von Hugo Bollschweiler auftreten. Eine ganz besondere Möglichkeit, dem gefragten Musiker einmal etwas auf den Zahn zu fühlen und zu fragen, wie er denn die Arbeit mit den jungen MusikerInnen erlebt, und wie er die Schweiz im allgemeinen so wahrnimmt.

Der Kontrabass – kein alltägliches Instrument
Der Kontrabass ist eines der Instrumente aus der Familie der Streichinstrumente, das eher ein Schattendasein führt. Und doch tönt ein Sinfonieorchester ohne den entsprechenden Bass nicht besonders abgerundet und ausgeglichen. Edicson Ruiz geht noch viel weiter, ist er doch davon überzeugt, dass sein Instrument verkannt wird. Er glaubt, dass es eine ganze Reihe an Kompositionen gibt, die für den Kontrabass oder die Bass-Stimme geschrieben wurden, aber noch unentdeckt irgendwo in einem Archiv lagern. Im Gespräch mit dem jungen Musiker wird einem schnell bewusst, dass man über das musikalische Repertoire des Kontrabasses keine Ahnung hat. Edicson Ruiz erzählt aus der Musikgeschichte und spricht davon, dass man den Kontrabass anders stimmen müsste und die Stücke nicht in der heute gebräuchlichen Stimmung spielen sollte. Er erklärt, gestikuliert und führt aus. Dabei taucht man in eine völlig neue musikalische Welt ein. So mag es wohl auch den jungen BassistInnen aus dem JSAG gehen, die in dieser Woche viel von dem gefragten Musiker mit den südamerikanischen Wurzeln lernen können. Er hat den jungen Leuten am Vortag ganz neue Fingersätze für die Werke gegeben. Nun sind sie alle mit Feuereifer dabei, diese zu lernen, damit sie dann beim Konzert sitzen.

Musik muss erlebbar sein
Wenn Edicson Ruiz den jungen MusikerInnen des JSAG erklärt, wie er die Basslinie versteht, dann sprüht er vor Begeisterung, und dieses Feuer überträgt sich auf die jungen Leute. Er erklärt, dass er einzelne Töne länger gehalten haben möchte, oder dass auf dem einen oder anderen Ton mehr Gewicht sein muss. Danach wird noch

«Musik ist die Kunst, Gefühle in Töne auszudrücken, und das ist ein Ozean an Möglichkeiten.»

Edicson Ruiz

einmal gespielt, und die Basslinie tönt auf einmal ganz anders. Das ist es, was Edicson Ruiz erreichen möchte. Ihm ist wichtig, dass nicht einfach von oben herab doziert wird. Sondern dass man den jungen Leuten auch Freiraum gibt, um Dinge auszuprobieren. Dass man ihnen aber gleichzeitig hilft, Probleme zu lösen. Ein hoher Anspruch, den der Musiker da an sich selbst hat.

Konzert mit obligatem Kontrabass
Bei der Tournée mit dem JSAG spielt er nicht nur das Konzert für Kontrabass und Orchester Opus 3 von Serge Koussevitzky (1874 – 1951), sondern spielt auch im Orchester selbst mit. «Ich will nicht einfach der Solist sein, sondern auch im Orchester Musik machen», betont Edicson Ruiz. Er verleiht seiner Begeisterung über das Jugendorchester weiter Ausdruck. Es sei ein Segen, mit diesem Orchester spielen zu dürfen. In der Tat sei es ganz eine andere Art von Musik, die man mit einem solch jungen Orchester machen könne, erklärt er begeistert. Denn diese Musiker seien auch bereit, einmal etwas anders als üblich zu spielen und Neues auszuprobieren. In einem renommierten Orchester sei es oftmals viel schwieriger, die bereits festgefahrenen Pfade zu verlassen und einmal etwas anderes zu machen, erklärt er weiter.
So darf man gespannt auf das Hörerlebnis «Maximal» sein, wenn das JSAG unter der Leitung von Hugo Bollschweiler und Edicson Ruiz die 4. Sinfonie von Anton Bruckner (1824 bis 1896), die Zirkuspolka für einen jungen Elefanten von Igor Stravinsky (1882 bis 1971) und eben das Konzert für Kontrabass und Orchester Opus Nr. 3 von Serge Koussevitzky (1874 bis 1951) zum Klingen bringen werden.

Bettina Leemann
04. Januar 2018
Bilder: Bettina Leemann



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