Ein einmaliges Musikerlebnis in der Klosterkirche Muri.
Im Jahr 1619 schloss das Kloster Muri mit dem Orgelbauer Thomas Schott aus Bremgarten den Vertrag zum Bau der Grossen Orgel ab. Endlich sollte auch das Kloster Muri ein repräsentatives Instrument auf der Westempore über dem Eingang erhalten. Zu diesem Zeitpunkt existierte das berühmte Oktogon noch nicht: Die Klosterkirche Muri hatte noch ihre ursprüngliche romanische Gestalt. Wenn man 1619 von Muri aus in die musikalischen Zentren Europas blicken, gewinnt man dank der Fülle von Notendrucken aus diesem Jahr einen umfassenden Eindruck von der Musikpraxis jener Zeit. In Antwerpen veröffentlichte Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621) kunstvolle Motetten im alten kontrapunktischen Stil, während Heinrich Schütz (1585 bis 1672) in Dresden mit seinen Psalmen Davids zeigt, was er bei Giovanni Gabrieli (1557 bis 1612) in Venedig Neues gelernt hat, wie er dies der deutschen Sprache anpasst und der lutherischen Liturgie erschliesst. Michael Praetorius (1571 bis 1621) lässt 1619 in Wolfenbüttel nicht nur den zweiten und dritten Band seines Syntagma musicum – für uns heute ein Schlüsselwerk zur Aufführungspraxis jener Zeit – drucken, sondern auch die Polyhymnia Caduceatrix & Panegyrica, 40 Choralkonzerte mit bis zu 21 Stimmen in sechs Chören. Der Römer Giovanni Francesco Anerio (1569 bis 1630) präsentiert in den Dialoghi seines Teatro armonico spiritualegeistliche Miniaturopern, Sulpitia Cesis, Augustinerinnennonne und angesehene Lautenistin, veröffentlicht in Modena ihre Motetti spirituali, und Francesco Usper (1561 bis 1641) nimmt in seine in Venedig gedruckten Compositione armoniche neben Kirchenmusik auch mehrchörige Instrumentalwerke auf. Mit Musik aus diesen unterschiedlichen Sammlungen lassen die Cappella Murensis und das Ensemble Les Cornets Noirs das Jahr 1619 von den vier Emporen der Klosterkirche Muri eindrucksvoll lebendig werden.
freiamtplus
16. Juni 2019
Bild: zVg
Das Konzert «Musik von vier Emporen» findet am Samstag, 22. Juni um 19.30 Uhr und Sonntag, 23. Juni um 17 Uhr in der Klosterkirche Muri statt. Vorverkauf: Murikultur, Markstrasse 4, Muri,