Mit Elea Nick eröffnete eine junge Violinistin mit internationalen Ambitionen die Saison 2018 von «Musik im Festsaal» in Muri.
Noch nie hatte man die Saison von «Musik im Festsaal» in Muri mit einem Neujahrskonzert eröffnet. Doch in diesem Jahr sollte das Publikum in den Genuss eines ganz besonderen musikalischen Hochgenusses kommen. Dieses Angebot wurde dankbar angenommen, so dass der Festsaal in Muri praktisch bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Gespannt durfte man auf die Zürcher Symphoniker unter der Leitung von Mario Beretta sein. Dieses Orchester ist bis dato nie in Muri aufgetreten. Allerdings haben die Zürcher Symphoniker in ihren Reihen mit Renato Bizzotto einen bekannten Murianer Musiker, der an diesem Abend nicht nur Gastgeber, sondern eben auch als Orchestermitglied zu hören war.
Russischer Winter in Tönen
Mit der Symphonie Nr.1 «Winterträume» von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 bis 1893) eröffneten die Zürcher Symphoniker den Abend in Muri. Die MusikerInnen nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Weiten der russischen Landschaft. Musikalisch war die Interpretation unter der Leitung von Mario Beretta in einem überaus getragenen Duktus gehalten und legte dabei viel Wert auf die solistischen Einwürfe der Bläserregister. Doch ab und zu hätte man sich die StreicherInnen noch etwas agiler und luftiger gewünscht. Das durch seine Heterogenität herausfordernde Werk des jungen Tschaikowsky wirkte an diesem Abend romantisiert und etwas schwerfällig.
Flinke Finger einer Geigerin
Die überaus flinken Finger sind ihr ganz grosses Kapital und werden ihr wohl in den nächsten Jahren Tür und Tor zu Auftritten in der ganzen Welt verhelfen. Die Rede ist von der gerade einmal 18-jährigen Schweizer Geigerin Elea Nick. Sie hat trotz ihres jugendlichen Alters bereits ein grosses Repertoire und überzeugt dabei mit ihrem virtuosen Geigenspiel. Mit der «Havanaise» von Camille Saint-Saëns (1835 bis 1921) eröffnete sie nach der Pause den zweiten Teil des Abends. Doch dies war sozusagen nur das Stück zum Aufwärmen. Danach folgte das Konzert für Violine und Orchester in d-Moll von Aram Chatschturjan (1903 bis 1978). Das Werk des armenischen Komponisten ist überaus vielschichtig und ebenfalls sehr agil angelegt. Es verlangt sowohl von der Solistin, die wohlgemerkt alles auswendig spielte, als auch vom Orchester vollste Konzentration. Hier wirkte das Orchester viel präsenter und spielfreudiger als noch vor der Pause. Es wurde für das Publikum zu einer wahren Freude, den nonverbalen Austausch zwischen dem Orchester und der Solistin zuzuhören und mitzuerleben.
Zum Abschluss des berauschenden Konzertabends gab es als kleines «Zückerchen» der jungen Geigerin noch den Csárdás von Vittorio Monti (1868 bis 1922). Die scheinbar unerschöpfliche Ausdauer und Kraft der Violinistin liessen das Publikum restlos begeistert zurück. Nach diesem Konzert stiess man bei einem Apéro nur zu gerne auf das Neue Jahr 2018 an, das in Muri musikalisch verheissungsvoll begonnen hatte.
Bettina Leemann
7. Januar 2018
Bilder: Bettina Leemann