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Die jungen MusikerInnen des Jugendsinfonieorchesters Aargau (JSAG) sind nicht wahnsinnig, wenn sie diese Tage intensiv in der Alten Kirche Boswil proben, aber sie studieren ein Programm mit dem Titel Wahnsinn ein.


jsag wahnsinn vorschau 2Ein weit aufgerissenes Auge blickt einem an, wenn man auf den Flyer des JSAG blickt und gross steht «Wahnsinn». Was ist denn da passiert? Muss man sich nun auf Musik einstellen, die zu einem Horrorfilm passt? Natürlich nicht, meint Hugo Bollschweiler, Leiter des Jugendsinfonieorchesters. Aber als er die Stücke für das Winterprogramm zusammengestellt hat und einen gemeinsamen Nenner für sie alle suchte, ist ihm das Schlagwort Wahnsinn eingefallen, denn die Figuren, zu denen die Musik von den unterschiedlichen Komponisten geschrieben wurden, sind alle in einer Form dem Wahnsinn verfallen.

Da wären beispielsweise Romeo und Julia, aus der Ballettsuite Nr. 2 von Sergei Prokofjew (1891 bis 1953), die sich wahnsinnig lieben, obwohl ihre beiden Familie sich bis in den Wahnsinn hassen. Voller Intrigen, und pechschwarzen Gedanken ist die Ouvertüre zu «La Clemenza di Tito» von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791). Der Kaiser «Titus» begibt sich quasi in den politischen Selbstmord. Dem Wahnsinn verfallen ist auch der dritte König, König Salomon in dem Werk von Ernest Bloch (1880 bis 1959). Einmal mehr hat Hugo Bollschweiler ein anspruchsvolles, herausforderndes aber musikalisch unheimlich spannendes Programm für die jungen MusikerInnen zusammengestellt. Und einmal mehr sind sie alle nach Boswil gekommen, um in der Woche des Jahreswechsels intensiv zu proben und gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen.

Musik wo man geht und steht
Das Künstlerhaus, die Alte Kirche Boswil und das Atelierhaus gleichen in diesen Tagen praktisch einem summenden Bienenstock. Allerdings einem sehr musikalischen Bienenstock. Wo man geht und steht, hat man den Eindruck, dass es aus sämtlichen Ritzen klingt und musiziert. Intensiv sind die jungen Leute daran, sich mit dem Konzertprogramm auseinanderzusetzen. Da wird einzeln geübt, oftmals zusammen an kniffligen Stellen probiert und schliesslich in der Alten Kirche unter der Leitung von Hugo Bollschweiler alles zu einem grossen Ganzen zusammengefügt. Aktuell probt man noch ohne den Solisten Jacob Shaw, welcher den solistischen Part im Werk von Bloch übernehmen wird. Er wird erst in der zweiten Hälfte der Woche zu den jungen MusikerInnen stossen.

Doch erst muss rein vom Orchester her gesehen auch das Fundament gelegt werden. So liegt Hugo Bollschweiler viel daran, dass er den jungen Menschen auch etwas über die Entstehungszeit der Werke und über die Komponisten erzählt. Es ist einer seiner bewährten Grundsätze, dass man nicht einfach Noten von den Blättern spielen sollte, sondern auch etwas von der Werkgeschichte verstanden haben sollte. So müssen sich die MusikerInnen beispielsweise mit dem politischen Klima von Prokofjew befassen, der zu Zeiten Stalins gelebt hatte und eher angepasst war. Das Jugendsinfonieorchester hat am kommenden Samstag mit seinem Programm in Aarau Premiere und eröffnet am Sonntag traditionell das neue Jahr in der Alten Kirche Boswil. Bis da werden die jungen Leute noch viel Musik machen und die Stücke zur Aufführungsreife bringen.

Bettina Leemann
31. Dezember 2018
Bilder: Bettina Leemann

Die Konzerttournee «Wahnsinn» mit dem Jugendsinfonieorchester: Samstag, 5. Januar, 19 Uhr, Kultur- und Kongresshaus, Aarau; Sonntag, 6. Januar, 11 Uhr, Alte Kirche Boswil; Freitag, 11. Januar, 19 Uhr, Aula Primarschule Margeläcker, Wettingen; Sonntag, 13. Januar, 17 Uhr, Kirche Sankt Peter, Zürich. Vorverkauf: Boswil und Aarau: www.kulturticket.ch oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; Wettingen und Zürich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Weitere Informationen unter: www.jsag.net oder www.kuenstlerhausboswil.ch/konzerte

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