Jacob Shaw ist gerade einmal 30 Jahre alt und auf der ganzen Welt ein gefragter Cellist. Doch aktuell probt er mit den jungen MusikerInnen des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG) von Ernest Bloch (1880 bis 1959) «Shelomo: Rhapsodie Hébraïque».
Es ist wahrlich ein Erlebnis, wenn man Jacob Shaw bei einem Gespräch etwas kennenlernen darf. Der blonde Brite, der sich als Europäer fühlt und praktisch überall in Europa zu Hause ist, sprüht nur so vor Energie. In seinem jungen Alter hat er bereits eine Professur in Barcelona, in Dänemark einen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert gekauft und liebevoll renoviert und darin die «Scandinavian Cello School» eingerichtet. An diesem unvergleichlichen Ort mitten in der Natur sollen junge CellistInnen die Möglichkeit haben sich intensiv mit ihrem Instrument auseinanderzusetzen. Gefragt ist Jacob Shaw auf der ganzen Welt und er kann sich die Engagements quasi aussuchen. Doch aktuell weilt er im Künstlerhaus Boswil und probt mit dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau unter der Leitung von Hugo Bollschweiler für das Programm «Wahnsinn».
Die Lust an der Musik
Doch warum macht er das und wie kommt er überhaupt dazu nach Boswil in die Schweiz zu kommen? Nun, das sei eine einfache Geschichte, meint der sympathische Cellist. Eine Nachricht einer jungen Geigerin, welche Studentin bei einem guten Freund war, brachte ihn zum JSAG. Sie stellte den Kontakt her und Jacob Shaw lernte Hugo Bollschweiler kennen und damit dessen Pläne das Werk von Ernest Bloch zu spielen. Da Jacob Shaw das Stück sehr gerne mag und ihn die Herausforderung, dieses anspruchsvolle Werk mit einem Jugend-Sinfonieorchester zu spielen reizte, sagte er zu ‒ so ist nun Jacob Shaw in Boswil. «Ich mag die Arbeit mit so jungen MusikerInnen», führt der Cellist weiter aus.
Das sei eine ganz andere Energie und es mache grossen Spass mit so jungen Leuten auf einem so hohen musikalischen Niveau zu arbeiten. Nicht, dass es mit einem Profiorchester keinen Spass machen würde, aber mit so jungen Leuten sei die Arbeit eine ganz andere. Man müsse einen gemeinsamen Weg durch das Stück hindurch suchen und er sei ein absoluter Befürworter davon, dass sich auch jungen Menschen mit diesen grossen Werken auseinandersetzen würden.
Gemeinsam eine Interpretation finden
Man merkt sofort, Jacob Shaw weiss nicht nur wovon er spricht und hat hohe Ansprüche und Erwartungen, sondern seine Energie ist so gross, dass sie einfach das gesamte Umfeld um ihn herum mit sich reisst. Dabei ist sich der Cellist sehr wohl bewusst, dass gerade das Werk von Ernest Bloch eine grosse Herausforderung für das Orchester ist. Er betont, dass es Zeit brauche, um ein solches Stück einzuüben, gerade auch, weil es nicht so oft gespielt wird und man nicht einfach ein Vielfaches an Interpretationen findet. So ist das Orchester unter der Leitung von Hugo Bollschweiler gemeinsam mit ihm als Solisten aufgefordert in der intensiven Probenarbeit eine eigene Sensibilität für das Stück zu entwickeln und diese Interpretation dann auch an das Publikum weiter zu geben.
Als grossen Vorteil sieht Jacob Shaw, dass das Orchester das Programm viermal in vier verschiedenen Konzertsälen aufführen kann. Er ist restlos davon überzeugt, dass bei der vierten Aufführung das Werk von Ernest Bloch anders tönen wird, als bei der ersten Aufführung. Das Stück werde sich mit jeder Aufführung weiter entwickeln und das sei gut so, hält Jacob Shaw fest. So darf man gespannt sein, wie denn das Programm «Wahnsinn» schliesslich tönen wird. Bis dahin muss allerdings das Orchester noch üben, und Jacob Shaw muss einen Geigenbauer finden, der seinen Cellobogen wieder mit neuen Haaren bespannt. Sein neuer Bogen aus dem 18. Jahrhundert liess bei den Proben so viele Haare, dass er für das Konzert neu bespannt werden muss.
Bettina Leemann
03. Januar 2019
Bild: zVg
Die Konzerttournee «Wahnsinn» mit dem Jugend-Sinfonieorchester: Samstag, 5. Januar, 19 Uhr, Kultur- und Kongresshaus, Aarau; Sonntag, 6. Januar, 11 Uhr, Alte Kirche Boswil; Freitag, 11. Januar, 19 Uhr, Aula Primarschule Margeläcker, Wettingen; Sonntag, 13. Januar, 17 Uhr, Kirche Sankt Peter, Zürich. Vorverkauf: Boswil und Aarau: www.kulturticket.ch oder