Skip to main content

... und der musikalische Wahnsinn liess in der Alten Kirche Boswil ins Paradies und gleichzeitig in tiefe Abgründe blicken.


JSAG Wahnsinn 1Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau (JSAG) unter der Leitung von Hugo Bollschweiler eröffnete am vergangenen Sonntag in der Alten Kirche Boswil traditionell das neue Jahr. Mit dem Programm unter dem Titel «Wahnsinn» konnte sich das Publikum auf ein anspruchsvolles und musikalisch sehr abwechslungsreiches Programm freuen. Allerdings sei an dieser Stelle festgehalten, dass es sich bei dem Wahnsinn, den die jungen MusikerInnen dem Publikum servierten, um einen Wahnsinn im durchwegs positiven Sinne handelte. Einmal mehr konnte man sich von diesem jungen Orchester mitnehmen lassen in musikalische Welten, die man nicht jeden Tag zu hören bekommt ‒ und dabei seinen Horizont weit öffnen und eine wahre Sternstunde der Musik erleben.

Dem Wahnsinn nahe
Der Einstieg in das «wahnsinnige» Programm wurde einem im praktisch bis auf den letzten Platz besetzten Alten Kirche mit der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 bis 1791) Oper « La Clemenza di Tito» leicht gemacht. Obwohl in dieser Oper man den Kaiser Titus durchaus als Wahnsinnigen bezeichnen könnte, begnadigte er doch alle seine Attentäter, versteht es Mozart vorzüglich dieses Seelendrama in mächtige Töne umzusetzen.

Das Hauptwerk bekam man aber nach dem Einstieg serviert. Mit «Shelomo» von Ernest Bloch (1880 bis 1959) gab es zwar ein äusserst selten gespieltes Werk zu hören. Verstärkt wurde das JSAG dabei von Jacob Shaw, dem weltweit bekannten Cellisten, der intensiv zusammen mit den jungen MusikerInnen für dieses Werk geprobt hatte. Der schweizerisch-amerikanische Komponist hatte mit seinem Werk dem König Salomo eine Stimme geben wollen und ursprünglich war das Werk als Vokalwerk geplant. Doch schliesslich entschied sich Bloch dazu, dem Cello die solistische Stimme zu verleihen ‒ damit hat er eine überaus kluge Entscheidung getroffen. Denn wenn Künstler wie Jacob Shaw ein solch emotionales und sensibles Musikstück interpretieren, dann stossen sie für das Publikum ein kleines Bisschen den Himmel auf und lassen gleichzeitig tief blicken in die wahnsinnigen Abgründe. Man konnte sich an diesem Morgen in der Alten Kirche Boswil diesem tiefgründigen musikalischen Werk von Ernest Bloch nicht entziehen, sondern wurde von der Spielfreude und der wunderbaren tiefsinnigen Interpretation der jungen MusikerInnen und mitgerissen und in eine ganz andere musikalische Welt versetzt, aus der man nur sehr ungern wieder in den Alltag zurückkam.

Ein Magier des Cellos
Jacob Shaw liess in seiner Zugabe das Publikum noch tiefer in die musikalische Seele blicken und kam dabei dem musikalischen Wahnsinn im durchwegs positiven Sinne sehr nahe. Als Zugabe spielte er nämlich eine russische Volksweise, die durch die Konzertmeisterin auf der Geige und den überaus dezenten Chorgesang des gesamten Orchesters zusätzliche Tiefe bekam. Diese überaus einfache Weise berührte wohl jede Seele in der Kirche und machte dem Publikum einmal mehr deutlich, was denn Musik wirklich zu leisten vermag. Man erlebte quasi eine Sternstunde der Musik und erlag der Magie des jungen Cellosolisten, der mit seinem Instrument umzugehen weiss, wie dies nur ganz wenige Musiker auf dieser Welt verstehen.

... und zum Schluss die Liebe
Den Abschluss des anspruchsvollen Programms bildete die Ballettsuite Nr. 2 von Sergei Prokofjew (1891 bis 1953). Hier konnten sich die jungen MusikerInnen vom JSAG unter der Leitung von Hugo Bollschweiler von ihrer tänzerischen Seite zeigen. Die Macht der «wahnsinnigen» Liebe, die den Tod überwindet, hat der russische Komponist perfekt in Töne umgesetzt und die Orchestermitglieder zeigten, wie fein und leicht sie in der Lage sind zu spielen. Es war ein überaus gelungener Auftakt in das neue Jahr und das JSAG und Hugo Bollschweiler bewiesen einmal mehr, dass auch junge Leute in der Lage sind anspruchsvolle Musik wunderbar umzusetzen und dem Publikum «wahnsinnige» Glücksmomente zu schenken.

Bettina Leemann
06. Januar 2019
Bilder: Bettina Leemann

Die Konzerttournee «Wahnsinn» mit dem Jugend-Sinfonieorchester: Freitag, 11. Januar, 19 Uhr, Aula Primarschule Margeläcker, Wettingen; Sonntag, 13. Januar, 17 Uhr, Kirche Sankt Peter, Zürich. Vorverkauf: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Weitere Informationen unter: www.jsag.net oder www.kuenstlerhausboswil.ch/konzerte

Mehr über den Cellisten Jacob Shaw unter www.freiamtplus.ch/starbeitraege-kategorie/617-jung-dynamisch-und-topmotiviert.html

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.