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Das Theaterensemble des Kellertheaters Bremgarten inszeniert überzeugend das Politmärchen «Der Drache» von Jewgeni Schwarz.


home tab drache buergermeisterMit seinem Text hielt der Autor im Jahre 1943 die Obrigkeiten dermassen den Spiegel vor, dass sie sich genötigt fühlten, eine Aufführung des Märchens «Der Drache» zu verbieten. Obwohl das Stück inhaltlich seine Aktualität nicht verloren hat, besteht kein Anlass mehr, diese Parabel zu verbieten. Wohl hat sich die Macht in den verschiedensten Ausführungen bis heute gehalten und man hat sich schon fast ein bisschen, wenn auch manchmal mit einer Auflehnung, daran gewöhnt. Damit umzugehen versteht es Regisseur Simon Ledermann mit seinem Theaterensembles des Kellertheaters Bremgarten bestens. Er und das Ensemble bringen das Stück mit nachhaltiger Wirkung, verbunden mit einer wohltuenden Gelassenheit, auf die Bühne ‒ ohne einen moralisierenden Anspruch.

Drei weniger eins sind vier
Als Ganzes erzählt «Der Drache» eine einfache Geschichte, denn Macht wollen immer die einen und rechnen damit, dass sich die anderen in diesem Umfeld arrangieren und wohl fühlen. Da wäre der unterwürfige Bürgermeister, der sich nach dem Tod des Drachens gerne mächtig fühlt oder der ewig traurige Archivar, der danach lachen kann. Und natürlich die BürgerInnen, die erst Lanzelot, den Drachtöter, ablehnen, um nach seiner Tat zu jubeln und zu singen. Und da wäre der Drache selbst, der auf drei Menschen personifiziert ist, hat er doch auch drei Köpfe. Diese decken auch auf, dass man die Lage immer eigens gemünzt interpretieren kann. So wird dem Drachen erst einmal ein Kopf abgeschlagen, das ergibt aber nicht einfach zwei, sondern vier; denn die beiden restlichen Köpfe stehen auf zwei Hälsen ‒ also zwei und zwei gibt vier. Symbolischer kann man wohl die Möglichkeit von Interpretationen einzelner Gegebenheiten nicht darstellen.

Das Ensemble überzeugt
Gewöhnungsbedürftig ist die Aufführung schon, denn man wird gleich zu Beginn mit einem Rocksong begrüsst und die Musik unter der Leitung von Christov Rolla nimmt während des ganzen Abends einen wichtigen Platz ein. Man fühlt sich manchmal fast wie in einem Musical, was es ja nie sein will. Aber so ganz einfach ist es nicht, immer wieder den Wechsel vom Theater zur eingeschobenen Musik zu schaffen, respektive die Brücke zwischen Text und musikalischer Ablenkung zu schlagen. Ist der Einstieg aber gelungen, fühlt man sich so ganz in der aktuellen Welt ‒ kritische Texte, totale Meinungsverschiedenheit zwischen den BürgerInnen und alles mit dem klaren Vorhaben, das Beste für sich selber herauszuholen, mit oder ohne Drachen respektive einer anderen Form von Macht.
Dadurch hat Simon Ledermann mit seinen Theaterleuten ein Stück Alltag auf die Bühne gezaubert, in dieser Form völlig bekannt und hervorragend zelebriert. Es war nicht wie im täglichen Leben, denn kein Einzelner ‒ Theaterleute und Musiker ‒ hat sich im Speziellen voran gestellt oder hervorgetan, sondern sie haben als Ensemble überzeugt und das Stück hervorragend auf die Bühne gebracht.

Richard Wurz
25. Februar 2018
Bilder: Richard Wurz

Alle Aufführungen von «Der Drache» finden im Kellertheater Bremgarten statt. Weitere Vorstellungen jeweils am Freitag/Samstag um 20.15 Uhr am 9./10.; 16./17.; 23./24. März; 6./7. Und 13./14. April; zusätzlich am Mittwoch, 14. und 28. März, um 20.15 Uhr. Vorverkauf: Something Special, Marktgasse 20, Bremgarten, Telefon 056 633 44 22; weitere Informationen www.kellertheater-bremgarten.ch

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