Der Aargauer Schriftsteller Christian Haller feiert den 75. Geburtstag ‒ Herzliche Gratulation.
Aus welchem Blickwinkel man in den vergangenen Jahrzehnten die Schweizer Literatur betrachtete, begutachtete, sich für sie interessierte, am Schriftsteller Christian Haller kam man nicht vorbei. Auch wenn es nicht immer einfach war, seine Werke zu lesen und zu verstehen, war und ist man immer gespannt, was dieser grosse Stilist der Sprache zu erzählen weiss.
Ein Fluss mit Bögen
Bereits im Alter von 19 Jahren habe er sich entschieden, Schriftsteller zu werden und habe mit dem Schreiben begonnen, erinnert sich Christian Haller im Gespräch, allerdings ohne zu wissen, was das bedeutet. «Das Schreiben ist für mich eine innere Notwendigkeit, das Leben zu bestehen.» Es habe aber im Laufe der vielen Jahre auch viele Hindernisse und Schwierigkeiten gegeben. Es sei nicht einfach den Weg der eigenen Bestimmung, und nicht denjenigen welchen die Gesellschaft meint vorgeben zu müssen, einzuschlagen. Christian Haller vergleicht diesen Weg mit einem Fluss mit vielen Schwingungen und Bögen. Er habe aber das Material für seine schriftstellerischen Arbeiten nie suchen müssen. Vielmehr sei dieses immer einfach auf ihn zugekommen. So sei das Schreiben nicht ein Tun, sondern für ihn drängt sich das Schreiben einfach auf. Dabei interessiere ihn nur das, was auf ihn zukomme.
So ist der Stoff getragen von eigenen Erfahrungen und von dem, was ihn umgibt. Es sei der singuläre, der einzigartige Stoff, der ihn interessiere. Ein Stoff, der auf die von ihm behandelte Art und Weise noch nicht auf der Welt eingetroffen ist. «Die Welt» und er hätten immer ein gespaltenes Verhältnis gehabt. Es sei bis zum heutigen Tag eine permanente Auseinandersetzung und er habe diese Welt in Vielem nicht
Christian Haller
verstanden. Dabei sei sei immer die Frage im Raum geblieben: «Wie verhält sich «die Welt» zu mir und umgekehrt.» Politisch habe er sich nie eingemischt, denn er wolle eine Welt der Schöpfung, die gestaltet und nicht durch Macht vorbestimmt wird. Trotzdem auf die weltweit aktuelle Situation angesprochen, meinte er: «Wenn wir zum Beispiel an den Hunger und die Armut denken, die aktuell existieren, dann können wir zufrieden sein. Da haben wir hier gar nichts zu melden, wir sind privilegiert.»
Wünsche sind gefährlich
Auf alle seine Publikationen hier einzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber im Gespräch weckte Christian Haller einmal mehr die Neugierde, auf das, was in etwa zwei Jahren erscheinen wird. Es wird der dritte Band in seiner Trilogie seines autobiographischen Romanprojektes sein. Der zweite Band «Das unaufhaltsame Fliessen» erschien im vergangenen Herbst. Seine Trilogie sei ein Roman und kein Lebenspanorama, betonte Christian Haller. Es sei letztlich das Leben in zeitlichen Epochen, das er als Weg gelebt habe. Es sei die Frage der Odysee des Weges und nicht eine panoramahafte Replik des Lebens. Mit dem Abschluss der Trilogie habe er das Gefühl bis zu einem gewissen Grad in sich angekommen zu sein. Auf die Frage, ob er denn noch einen Wunsch habe, meinte Chhristian Haller, dass solche aus seiner Lebenserfahrung heraus eher gefährlich seien. «Ich habe mich davon eher weggehalten, von den Irrwäldern, die herumgeistern, distanziert.»
Richard Wurz
18. Februar 2018
Bild: Richard Wurz
Zur Feier des 75. Geburtstags von Christian Haller findet am Mittwoch, 28. Februar, um 19.30 Uhr in der Alten Kirche der «Musikalisch-literarischer Blumenstrauss» statt mit der Uraufführung von Vertonungen von Christian Hallers Gedichten und der Vorstellung seines neuesten Werks «Reise im Korbstuhl». Weitere Informationen: www.kuenstlerhausboswil.ch