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Man will doch gerne in guter Erinnerung sichtbar bleiben – eine Skulptur vom eigenen Kopf respektive einen Moment im Atelier der Kunstschaffenden Beatrix Motsch in Mellingen kann dazu beitragen.


home atelier duo nahSie sind an allen möglichen und unmöglichen Orten anzutreffen, die Skulpturen von Köpfen der wichtigen Persönlichkeiten dieser Welt. Man soll daran erinnert werden, dass sie einst Wirtschaft, Politik und Kultur in Bewegung gehalten haben. Das heisst, mit einem Kopf in Ton gehalten markiert man Geschichte. Nicht gerade Geschichte, aber ein bisschen einladend ist die Skulptur schon, die zum Kafi-Tratsch von freiamtplus einlädt. Im Wissen, dass diese ohne Modellstehen entstanden ist, war die Frage an die Kunstschaffende Beatrix Motsch naheliegend, ob sie ein so gutes bildnerisches Gedächtnis habe oder auf gut Glück gestalte. Dazu meint sie lächelnd: «Ich kann gut beobachten und das Gesehene registrieren, aber erst das Modell während der Arbeit vor Augen zu haben, lässt alle Kleinigkeiten im Gesicht eines Menschen erkennen und umsetzen.»

Vom Kopf zum Objekt
Das Atelier steht bereit und Beatrix Motsch bereitet die Materialien, Ton und Werkzeug vor und macht bereits so als Einstieg einige Studien und Formen. Für diese Arbeit hat sich Renata Scott als Modell zur Verfügung gestellt und wartet auf Anweisungen, wie sie sich den hinsetzen soll. Sie ist in Rio de Janeiro (Brasilien) geboren und aufgewachsen und lebt seit 14 Jahren in der Schweiz. Das Modellstehen ist für sie neben ihrer Arbeit als Betreuerin in einem Behindertenheim ein Hobby. «Ich mache das sehr gerne und finde es jedes Mal ein Erlebnis», meint Renata Scott. Im Dialog bestimmt Beatrix Motsch, dass Renata Scott die Posen macht, die sie will, dann aber auch still hält. «Da sitzt jetzt ein Modell und nicht Renata Scott», betont Beatrix Motsch und stimmt der Anmerkung zu: «Sie ist jetzt ein Objekt, aber der Respekt gegenüber dem Modell bleibt hoch.»

Für Renata Scott ist es kein Problem «nur noch als Objekt» betrachtet zu werden. Es sei spannend für sie Modell zu stehen und sich der Künstlerin zu öffnen, so dass diese eine Momentaufnahme machen kann. Das überspiele die Tatsache, dass über eine längere Zeit ruhig in Pose zu verharren, auch schmerzhaft sei. Vor allem sei sie stolz, dass sie die Künstlerin motivieren könne, von ihrem Kopf eine Skulptur zu machen und wer weiss, meint sie, vielleicht findet sich ihr Kopf einmal in einer Ausstellung wieder. Eine gewisse Eitelkeit spielt in ihren Worten mit und dass sie nichts einzuwenden hätte, als gefragtes Modell beachtet zu werden. Nachgefragt, ob sie sich für

«Ich will den Menschen so erfassen, wie er ist und nicht so machen wie er sein könnte.»

Beatrix Motsch

immer wiedergespiegelt haben möchte, meint sie mit einem Lächeln: «Ja es stimmt schon, eine narzisstische Ader fliesst in mir.» Das Ziel sei aber immer, dass sie in ihrer Arbeit als Modell gerecht werde und der Künstlerin die Arbeit ermögliche. Ausserdem betont sie: «Es macht mich glücklich, wenn das Resultat am Schluss für Beatrix Motsch stimmt.»

In der Ruhe entsteht Lebendigkeit
Natürlich sei es von Vorteil, wenn schon gewisse Fäden mit dem Modell gesponnen sind, aber grundsätzlich könne man sich einfach in ihr Atelier setzen und wenn Beatrix Motsch Zeit hat, entsteht eine Skulptur. Es spielt keine Rolle, ob ein altes oder junges Gesicht, erklärt sie, denn jedes Gesicht habe seine Eigenheiten, man müsse sie nur sehen. «Ich will den Menschen so erfassen, wie er ist und nicht so machen wie er sein könnte.» So erfasse sie zuerst das Gegenüber in Gedanken, erstelle ein erstes Grobobjekt, um dann in der Endphase die Kleinigkeiten des Gesichtsausdruckes festzuhalten. Ein wichtiger Teil des Gesichts sei nicht die Nase, sondern die Augen, meint sie. «Man schaut zuerst auf die Augen, denn mit ihnen wird eine Skulptur lebendig.» Was das bedeutet zeigt sich während des Besuches im Atelier. Da sitzt Beatrix Motsch an der Arbeit der schon fast fertigen Skulptur – so glaubt man als Betrachter – und beschäftigt sich während einer grossen Zeitspanne nur mit den Augen. «In meiner Arbeit nähere ich mich dem Modell, es ist ein Herantasten, ein wieder weggehen und nehme dann den Prozess auf, bis es stimmt und dann kann ich loslegen.» Also ist das Modell für sie nur ein Objekt. Dem stimmt Beatrix Motsch zu, aber das Modell könne durchaus Wünsche einbringen und über die Arbeit reden, aber: «Letztendlich mache ich es so, wie ich will.»

Richard Wurz
22. Januar 2022
Bilder: Richard Wurz und Beatrix Motsch

Weitere Informationen unter www.shapeandcolor.ch

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