Nun ist Bremgarten definitiv in den Händen des berühmten Teufelsgeiger Niccolò Paganini. Auf der Operettenbühne im Casino kann man das turbulente Leben des Star-Musikers im Operettenwerk von Franz Lehár in allen Facetten miterleben.
Es ist definitiv keine der viel gespielten und überaus bekannten Operetten von Franz Lehár (1870 bis 1948), welche sich die Operettenbühne Bremgarten da vorgenommen hat. Ausserdem ist die Operette zu einem Zeitpunkt des Umbruchs entstanden. Das wird einem schon im ersten Akt bewusst. Franz Lehár hat in diesem Werk überaus komplexe Musik komponiert, eine Handlung gewählt, die eigentlich nicht unbedingt zu einem Operettenstoff, sondern vielmehr zu einer Oper passen würde. So fehlt dem Werk etwas von der operettenhaften Leichtigkeit, obwohl es immer wieder Ansätze dazu hat. Musikalisch, wie bereits gesagt, stellt die Operette «Paganini» hohe Ansprüche an die Ausführenden.
Dabei ist nicht nur das Orchester den ganzen Abend über stark gefordert, sondern auch die DarstellerInnen müssen zwischen anspruchsvollen Arien und leichtfüssigen Texten hin und her wechseln. Es ist durchaus keine leichte Aufgabe, die man sich da gestellt hat. Aber die Operettenbühne Bremgarten hat sich in den letzten Jahren immer wieder Herausforderungen gestellt und diese auch gemeistert. So darf man wohl davon ausgehen, dass «Paganini» zu einem Erfolg werden wird.
Paganini verdreht allen den Kopf
Der Teufelsgeiger Niccolò Paganini, meisterhaft dargestellt von Daniel Zihlmann und dem Violinisten Gabriel Miranda, fasziniert die Welt nicht nur alleine mit seinem sagenhaften Violinenspiel, sondern er weiss auch nur zu gut, wie man der Damenwelt ordentlich den Kopf verdreht. Dies passierte auch im Jahr 1805 im kleinen italienischen Fürstentum Lucca, das quasi von der Fürstin Maria Anna Elisa, fürstlich gespielt von Dorothee Velten, der Schwester Napoleons regiert wird. Sie erliegt, wie könnte es anders sein, dem Charme des Teufelsgeigers und setzt ein Auftrittsverbot für den Geiger, welches ihr Gatte Fürst Felice Baciocchi, gegeben durch Erich Bieri, verhängt hat ausser Kraft. Doch Paganini ist sprichwörtlich hinter jedem Rockzipfel her, so dass er die Gunst der Gräfin verspielt und ihn diese schliesslich auf Druck ihres Bruders zur Verhaftung ausschreibt. Der Geiger und der Impresario fliehen und in einer Spelunke, nahe der Grenze zum Früstentum Lucca, kommt es schliesslich zum tragischen Showdown. Denn dieses sei an dieser Stelle bereits verraten, ein Happy-End gibt es in dieser Operette ganz bewusst nicht. Sie widerspiegelt vielmehr das reale Leben und nicht einfach nur eine Friede-Freude-Eierkuchenromantik.
Genau das macht denn auch «Paganini» zu einem besonderen Operettenerlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Zu erwähnen seien an dieser Stelle auch die mitreissenden Ensembleszenen im Chor und im Ballett, die mit viel Detailliebe einstudiert wurden und der Operette einen wunderbaren Rahmen geben. Auch der Marchese Giacomo Pimpinelli, dargestellt von Fabio de Giacomi und die Primadonna Bella Giretti, gesungen von Melanie Wurzer, sind zwei überaus liebenswerte Charaktere, welche für eine gewisse Komik und Auflockerung innerhalb des Stückes sorgen. Eines wurde am Premiere-Abend in Bremgarten auf jeden Fall ganz deutlich. Das gesamte Ensemble ist eine grosse Familie, wie auch Myriam Rufer-Staubli, Präsidentin der Operettenbühne Bremgarten, in ihrer Ansprache vor den Ehrengästen betonte. Dieses familiäre war in der Inszenierung an diesem Abend deutlich zu spüren und wird sich wohl in den restlichen Aufführungen noch weiter intensivieren.
Bettina Leemann
24. März 2019
Bilder: Bettina Leemann
Die Operette «Paganini» wird noch bis Samstag, 25. Mai aufgeführt. Nähere Informationen und Tickets unter www.operette-bremgarten.ch